Du hast bereits zum vierten Mal die Sustainable Innovations der Munich Fabric Start kuratiert. Wo findest Du diese neuen Ideen und Konzepte?
Ich folge dem Herzschlag aktueller und zukünftiger Themen und Perspektiven. Mich inspirieren Produkte, die die Qualität und die Essenz des Lebens hinterfragen. Das bringt mich zu der Wurzel des Design-Prozesses, dem Kern der Industrie, der Forschung und der Universitäten. Textile Innovationen können in allen möglichen Bereichen gefunden werden, von der Modeindustrie über das Gesundheitswesen bis hin zur Automobilindustrie und in vielen weiteren Sektoren. Die Kunst querzudenken und dabei die eigene Branche im Blick zu behalten, spielt eine zentrale Rolle, um Innovationen zu entdecken.
Was haben die ausgestellten Projekte gemein?
Zwei Aspekte vereinen die Sustainable Innovations: Poesie und Problembewältigung – und es bedarf definitiv beider Ansätze! Wir brauchen Menschen, die mit Poesie auf die Fragen unserer Zeit antworten, die inspirieren und neue Ideen finden, und wir brauchen gewiefte Problemlöser. Mit dieser Ausgabe zeigen wir verschiedene Projekte, die konkrete Beispiele liefern, wie das Zusammenspiel von Poesie und Problemlösung aussehen kann. Sei es im 3D-Druck, im Humankapital oder in Bezug auf kreislauffähige Lösungen. Die Projekte zeigen beispielhaft, wozu ein Überdenken und ein neues Agieren führen können.
Erkennst Du im Hinblick auf die Exponate einen übergeordneten Trend?
Ich sehe, dass es ein Bedürfnis gibt und höre einen geradezu verzweifelten Schrei danach, in Kontakt zu treten. Menschen wollen eine tiefere Beziehung miteinander, aber auch mit Produkten und Materialien, eingehen. Der Überfluss an Informationen und die unendlichen Möglichkeiten bringen uns zu der Essenz der Kontaktaufnahme: Sinnhaftigkeit. Die Designer hinterfragen ihre Aktivitäten, Beziehungen, Produkte, Dienstleistungen und Business-Modelle, um eine Form der Verbindung herzustellen, die Sinn macht. Verbindungen, die neue Ideen, Materialien und Richtungen ermöglichen und erforschen. Die Kraft eine neue Art der Verbindung herzustellen, ist die nächste Innovation: sinnvolle Menschen, zielgerichtet wie Poesie.
Was kann die Industrie von den Sustainable Innovations lernen?
Vielleicht geht es weniger darum, etwas zu lernen, sondern mehr um eine generelle Offenheit und die Bereitschaft zum Dialog. Der Designer hat seinen Blick auf den Markt und menschliche Bedürfnisse und die Industrie hat ihren eigenen Blick und ihre Perspektiven – aber diese zwei Sichtweisen werden nicht immer ausreichend zusammengebracht. Deshalb ist Kollaboration der Schlüssel: BEyondAWARE!