Atlas of Sustainable Colours: Ein Leitfaden für natürliche Färbeprozesse

17. April 2021

Die Farbforscherin Julia Kaleta widmet sich der Stärkung der Farbkommunikation und der Forschung natürlichen Färbens als nachhaltige Alternative für die Modebranche. Was als Projekt aus Leidenschaft begann, adressiert der „Atlas of Sustainable Colours“ jetzt ein echtes Bedürfnis der Branche, indem er umfassende Farbreferenzen und Inspirationen für das natürliche Färben bietet.

Julia Kaleta nahm sich im Rahmen unserer Key Conversations Videoserie mit Simon Angel Zeit, um uns über die Entwicklungen ihrer Arbeit, die Herausforderungen bei der Integration in Designbibliotheken sowie die Realitäten des Färbens bei nachhaltigen Modemarken und Designern auf dem Weg zu nachhaltigen Alternativen zu informieren. Erfahren Sie mehr über Julia Kaleta’s Werdegang auf ihrer Homepage www.juliakaleta.com

Kannst Du uns einen Einblick geben, wie Du arbeitest und wie sich der Atlas selbst verändert hat, seit Du ihn 2019 im Keyhouse vorgestellt hast?

Während der Munich Fabric Start habe ich viele neue Kontakte geknüpft und inspirierende Gespräche geführt, die mich dazu veranlasst haben, den nachhaltigen Färbeprozess noch mehr zu hinterfragen. Seitdem hat sich das Projekt ein wenig verändert, wobei das Hauptziel unverändert ist: Katalysator zu sein und die Debatte über nachhaltige Farbgebung in der Textilindustrie zu erleichtern. Ich arbeite derzeit an einer digitalen Plattform für den Atlas of Sustainable Colours. Es handelt sich jedoch um ein Nebenprojekt, das ich in meiner Freizeit entwickle, sodass es sich noch in der Entwicklungsphase befindet. Ich halte Kontakt zu Forschern und Designern, um über neue Möglichkeiten und Herausforderungen der Farbinnovation auf dem Laufenden zu bleiben. Kürzlich habe ich ein Stipendium beantragt, um meine Forschung weiterzuentwickeln – aber leider nicht die notwendigen Mittel erhalten, die die Produktion des Atlas of Sustainable Colours beschleunigen würden. Denn ich möchte es denjenigen über Designbibliotheken zugänglich machen, die davon profitieren würden.

Was ist der nächste Schritt in diesem Projekt?

Das Projekt an sich macht sehr neugierig. Es gibt viele Interessierte, die wissen möchten, was das Potenzial dahinter ist und gerne eine eigene Ausgabe des Atlas of Sustainable Colour erhalten möchten. Dies zeigt, dass es bei kleineren Marken und unabhängigen Designern bereits einen Bedarf für einen Leitfaden mit alternativen Farben gibt. Mein Fokus liegt jetzt auf der Produktion und der Verwirklichung meines Traums, diesen Guide zum Kauf anzubieten. In der Zwischenzeit biete ich mein Know-How als Service für nachhaltige Farbberatung an, um Marken bei denentstehenden Herausforderungen durch natürliche Färbeprozesse zu unterstützen. Obwohl es nicht der erste Guide über natürliche Farben ist, bietet der Atlas of Sustainable Colours in der Tat das erste Kompendium und einen umfassenden Leitfaden für Farben, die mit alternativen Färbemethoden kreiert wurden.

Photo Credits: Bananenmuseum

Woran arbeitest Du aktuell? Gibt es etwas Besonderes, neue Herausforderungen, die erforscht werden müssen?

Das letzte Jahr war für mich sehr herausfordernd. Während der Arbeiten zur Realisierung der digitalen Plattform wurde deutlich, dass dies ein viel größeres Projekt ist, wofür wir immernoch nach Finanzmitteln suchen. Ich wurde für einen Gastvortrag eingeladen, um mit Studenten eine „Ökologische Debatte in der Mode durch das Prisma der Farbe“ zu führen. Eine äußerst bereichernde Erfahrung, die zu meiner Entscheidung geführt hat, auf diesem Gebiet zu promovieren. Momentan besteht die größte Herausforderung für mich darin, mir vor Augen zu halten, warum ich dieses Projekt gestartet habe und dementsprechend weiterzuentwickeln.

 

Wie stehst Du zu Farbe in der Mode?

Ich betrachte Farbe als Werkzeug, um ein ästhetisches Erlebnis zu schaffen. Deshalb ermutige ich jeden Designer, der in der einzigartigen Position ist, neue Objekte zu kreieren, sich nicht nur mit der Herkunft von Textilien zu beschäftigen, sondern auch damit, woher die Farbe stammt und wie sie hergestellt wurde. Es ist nicht immer einfach, diese Informationen zu finden. Doch kann man auf diese Weise tiefer über die Komplexität der Modebranche und die Bedeutung nachdenken, woher die von uns verwendeten Ressourcen stammen. Dies sind die Fragen, die sich jeder von uns stellen sollte und muss, wenn wir nachhaltigere Produkte herstellen und ein nachhaltiges Leben auf diesem Planeten sichern wollen.

Was würdest Du Marken raten, die von synthetischen auf natürlichen Färbeverfahren umstellen möchten?

Am besten beginnt man mit einem Gespräch mit den eigenen Textillieferanten. Denn am Ende steht das Ziel, das gängige Modesystem zu revolutionieren. Wermit einem Textillieferanten zusammenarbeitet, sollte die Fragen nach Farben aus natürlichen Zutaten direkt adressieren und um die Aufnahme in sein Portfolio bitten. Sollte der Lieferant dies noch nicht anbieten, wird er zumindest einen neuen Bedarf auf diesem Gebiet entdecken. Ein Beispiel: die DNA meiner Marke besteht darin, Abfall zu reduzieren und zirkulärer zu werden. Dann ist es naheliegend, nach Stoffen zu suchen, die mit der Resteverwertung aus der Lebensmittelindustrie gefärbt wurden. Alternativ kann man über den Prozess in Eigenherstellung nachdenken. Wichtig hierbei ist, dass Designer bei der Arbeit mit alternativen Farben eine gewisse Unvorhersehbarkeit bei den Ergebnissen des alternativen Färbeprozesses einkalkulieren müssen. Gerade im Hinblick auf die Gestaltung können natürliche Farben mit der Zeit allmählich verblassen. Außerdem ist die Lokalität ein sehr wichtiger nachhaltiger Wert. Was bedeutet dies im Zusammenhang mit dem Färben? Suchen Sie nach lokalen Färbern in Ihrem Land und beginnen Sie eine langfristige Zusammenarbeit mit lokalen Studios, die Ihre Materialien beispielsweise mit Indigo, Krapp oder Kurkuma färben.

 

Mit wem würdest Du gerne zusammenarbeiten und warum?

Oh, es wäre wunderbar, wenn der Atlas of Sustainable Colours in jeder Designschule sowohl als Referenz als auch als Inspiration angeboten werden würde. Außerdem wäre es fantastisch, mit Natsay Audrey Chieza zusammenzuarbeiten, einer der Pioniere im Bereich des Biofärbens und einer sehr inspirierenden Frau, die auf dem Gebiet der Biotechnologie und Designs arbeitet.

Wir danken Julia Kaleta für ihre Erkenntnisse und Einblicke in ihre Arbeit im Rahmen der Key Conversations Reihe mit Simon Angel,  Kurator der Sustainable Innovations der MUNICH FABRIC START. Wenn Sie an einer Zusammenarbeit mit Julia interessiert sind, kontaktieren Sie sie gerne direkt via: https://juliakaleta.com/contact

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