Sustainable Innovations
Key Conversations: Nahtlose Produktion mit Pilzmyzel
Die niederländische Designerin Aniela Hoitink verfolgt das Ziel, die Art und Weise zu verändern, wie wir Textilien verwenden. Bekannt als das lebende Material, macht sich Aniela mit MycoTEX® die organischen und lebenden Eigenschaften der kompostierbaren Pilzwurzeln zunutze. Vorgestellt in unserem Sustainable Innovations Forum 2018, ist MycoTEX® heute die bahnbrechende, automatisierte und nahtlose Herstellungsmethode, die maßgeschneiderte Produkte aus kompostierbaren Pilzwurzeln ermöglicht.
Wie es in der Natur des Lebendigen liegt, sind Veränderung und Fortschritt eine Konstante. Von den frühen Anfängen bis heute nimmt uns Aniela mit auf ihre Reise und spricht mit uns über die Entwicklung dieser nachhaltigen Innovation. Erfahren Sie, wie Aniela die Zukunft der Textilien verändern will – von der Gründung ihres eigenen Unternehmens NEFFA bis hin zur Ausweitung der Produktion von MycoTEX:
Wie hat sich Ihre Arbeit weiterentwickelt, seit Sie 2018 im Keyhouse ausgestellt haben?
Basierend auf dem Feedback, das wir von Marken und Verbrauchern erhalten haben, haben wir unsere Anbaumethode geändert und erfolgreich Materialien entwickelt, die glatt sind und eine Vielzahl von Texturen für ganz unterschiedliche Anwendungen aufweisen können. Die ersten Reaktionen von potenziellen Kunden sind sehr vielversprechend. Wir arbeiten auf die Entwicklung einer Pilotkollektion in den nächsten 12 Monaten hin. Noch spannender ist, dass wir nun unser Unternehmen NEFFA gegründet haben, unser Team erweitert haben und momentan in die erste Finanzierungsrunde für die Pilotproduktion starten.
Haben Sie in den letzten Jahren eine Veränderung in der Art und Weise beobachtet, wie Unternehmen an Kooperationen herangehen?
Das Interesse an nachhaltigen Materialien ist sehr stark angestiegen. Das Ziel ist es, herauszufinden, wie aufrichtig dieses Interesse ist. Wollen sie wirklich anfangen, mit ihren Materialien und Produkten zu arbeiten, oder füllen sie nur ihr Angebot auf?
Was ist der Unterschied zwischen MycoTEX und anderen (Mycel-)Materialien?
Die meisten Unternehmen sind daran interessiert, nachhaltige Materialien zu entwickeln, die in die konventionelle Lieferkette passen, da dies der einfachste Weg ist, etwas zu bewirken. Diese konventionelle Produktionsweise basiert auf Schneiden & Nähen und Überproduktion. Diese Art der Produktion erzeugt viel Abfall, der Wasser, Nährstoffe und CO2 benötigt. Unser ganzheitlicher Ansatz führte uns zur Entwicklung einer automatisierten, nahtlosen Herstellungsmethode für Biomaterialien. Dadurch können wir einen größeren Einfluss in Bezug auf Nachhaltigkeit ausüben, als wenn wir „nur“ nachhaltige Materialien verwenden. Da unsere Methode nicht auf Schneiden & Nähen basiert, haben wir diesen Produktionsabfall nicht. Darüber hinaus ist unsere Lieferkette viel flexibler und ermöglicht eine Personalisierung im Massenproduktionsmaßstab.
Sie sind gerade dabei, die Produktion von MycoTEX zu skalieren. Können Sie uns von den Höhen und Tiefen sowie den Herausforderungen berichten, denen Sie sich stellen müssen, um dies zu verwirklichen?
Ein Unternehmen von Grund auf zu entwickeln ist hart, aber lohnend, wenn man eine Vision hat, der man folgen kann. Für uns sind die Höhen alle Schritte, die wir in die richtige Richtung machen. Angefangen damit, die richtigen Partner zu finden, die von der ersten Folie, die man zeigt, mit der Vision übereinstimmen. Bis hin zur Verbesserung des Materials und dem Erreichen des Ergebnisses, das einem gefällt – und was noch wichtiger ist, zu sehen, dass die potenziellen Kunden diese Ergebnisse auch mögen.
Die Herausforderung besteht darin, Investoren mit ins Boot zu holen. Der kleinere ROI (Return on Investment) ist etwas, das die meisten Investoren nicht mögen. Die Suche nach den richtigen Investoren nimmt viel Zeit in Anspruch – denn wir müssen diejenigen finden, die bereit sind, sich uns anzuschließen und in der Modebranche etwas zu bewegen. Die Kunden sind inzwischen daran gewöhnt, nachhaltige Materialien zu beschaffen und kommen deshalb auf uns zu. MycoTEX bietet ein Produkt an, das mit einer nahtlosen Fertigungstechnologie hergestellt wird, die sich von dem üblichen Angebot von Stoffen pro Bogen oder Meter unterscheidet. Es ist eine Herausforderung, sie davon zu überzeugen, dass unsere Methode tatsächlich viel nachhaltiger ist und sich die Mühe lohnt, mit einer solchen Innovation zu arbeiten.
MycoTEX wurde kürzlich mit dem Solar Impulse Efficient Solution Label ausgezeichnet. Können Sie uns sagen, was dies für MycoTEX bedeutet?
Um das „Solar Impulse Efficient Solution“-Label zu erhalten, wurde MycoTEX von einem Pool unabhängiger Experten nach 5 Kriterien, die die drei Hauptthemen Machbarkeit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit abdecken, gründlich bewertet. Es ist eine externe Validierung unserer Lösung, die dabei hilft, Kunden und Investoren zu gewinnen, da dies ein Beweis für hohe Standards in Sachen Rentabilität und Nachhaltigkeit ist.
Mit welchem Unternehmen würden Sie gerne zusammenarbeiten und warum?
Wir würden gerne mit innovativen Firmen zusammenarbeiten, die darauf spezialisiert sind, die Herstellung von Produkten neu zu überdenken: Firmen wie Alexander McQueen, Martin Margiela oder Mugler. Stellen Sie sich die verschiedenen Shapes vor, die man machen kann, wenn Nähte nicht mehr nötig sind, nicht einmal eine Schulter- oder Seitennaht. Kim Kardashian wäre unser Traumtyp. Ihr kurviger Körper ist eine ziemliche Herausforderung, was das Zeichnen von Mustern angeht. Mit unserer nahtlosen Fertigungsmethode könnten wir die perfekt passende Jacke für sie kreieren.
Wir bedanken uns bei Aniela für ihre Einblicke und das Gespräch im Rahmen der Key Conversation Serie mit dem Kurator unserer Sustainable Innovations, Simon Angel. Wenn Sie an einer Zusammenarbeit mit Aniela Hoitink interessiert sind, freut sie sich, jederzeit von Ihnen zu hören! Mehr Informationen finden Sie hier: https://neffa.nl/contact/
Lassen Sie uns im Gespräch bleiben! Hat dieses Projekt Sie auf eine Idee gebracht oder haben Sie Fragen? Wir würden gerne von Ihnen hören – schicken Sie uns einfach eine E-Mail an info@munichfabricstart.com
Key Conversations: Natürliches Färben als Basis für die Zukunft
Die Farbforscherin Julia Kaleta widmet sich der Stärkung der Farbkommunikation und der Forschung natürlichen Färbens als nachhaltige Alternative für die Modebranche. Was als Projekt aus Leidenschaft begann, adressiert der „Atlas of Sustainable Colours“ jetzt ein echtes Bedürfnis der Branche, indem er umfassende Farbreferenzen und Inspirationen für das natürliche Färben bietet.
Julia Kaleta nahm sich im Rahmen unserer Key Conversations Videoserie mit Simon Angel Zeit, um uns über die Entwicklungen ihrer Arbeit, die Herausforderungen bei der Integration in Designbibliotheken sowie die Realitäten des Färbens bei nachhaltigen Modemarken und Designern auf dem Weg zu nachhaltigen Alternativen zu informieren. Erfahren Sie mehr über Julia Kaleta’s Werdegang auf ihrer Homepage www.juliakaleta.com
Kannst Du uns einen Einblick geben, wie Du arbeitest und wie sich der Atlas selbst verändert hat, seit Du ihn 2019 im Keyhouse vorgestellt hast?
Während der Munich Fabric Start habe ich viele neue Kontakte geknüpft und inspirierende Gespräche geführt, die mich dazu veranlasst haben, den nachhaltigen Färbeprozess noch mehr zu hinterfragen. Seitdem hat sich das Projekt ein wenig verändert, wobei das Hauptziel unverändert ist: Katalysator zu sein und die Debatte über nachhaltige Farbgebung in der Textilindustrie zu erleichtern. Ich arbeite derzeit an einer digitalen Plattform für den Atlas of Sustainable Colours. Es handelt sich jedoch um ein Nebenprojekt, das ich in meiner Freizeit entwickle, sodass es sich noch in der Entwicklungsphase befindet. Ich halte Kontakt zu Forschern und Designern, um über neue Möglichkeiten und Herausforderungen der Farbinnovation auf dem Laufenden zu bleiben. Kürzlich habe ich ein Stipendium beantragt, um meine Forschung weiterzuentwickeln – aber leider nicht die notwendigen Mittel erhalten, die die Produktion des Atlas of Sustainable Colours beschleunigen würden. Denn ich möchte es denjenigen über Designbibliotheken zugänglich machen, die davon profitieren würden.
Was ist der nächste Schritt in diesem Projekt?
Das Projekt an sich macht sehr neugierig. Es gibt viele Interessierte, die wissen möchten, was das Potenzial dahinter ist und gerne eine eigene Ausgabe des Atlas of Sustainable Colour erhalten möchten. Dies zeigt, dass es bei kleineren Marken und unabhängigen Designern bereits einen Bedarf für einen Leitfaden mit alternativen Farben gibt. Mein Fokus liegt jetzt auf der Produktion und der Verwirklichung meines Traums, diesen Guide zum Kauf anzubieten. In der Zwischenzeit biete ich mein Know-How als Service für nachhaltige Farbberatung an, um Marken bei denentstehenden Herausforderungen durch natürliche Färbeprozesse zu unterstützen. Obwohl es nicht der erste Guide über natürliche Farben ist, bietet der Atlas of Sustainable Colours in der Tat das erste Kompendium und einen umfassenden Leitfaden für Farben, die mit alternativen Färbemethoden kreiert wurden.
Woran arbeitest Du aktuell? Gibt es etwas Besonderes, neue Herausforderungen, die erforscht werden müssen?
Das letzte Jahr war für mich sehr herausfordernd. Während der Arbeiten zur Realisierung der digitalen Plattform wurde deutlich, dass dies ein viel größeres Projekt ist, wofür wir immernoch nach Finanzmitteln suchen. Ich wurde für einen Gastvortrag eingeladen, um mit Studenten eine „Ökologische Debatte in der Mode durch das Prisma der Farbe“ zu führen. Eine äußerst bereichernde Erfahrung, die zu meiner Entscheidung geführt hat, auf diesem Gebiet zu promovieren. Momentan besteht die größte Herausforderung für mich darin, mir vor Augen zu halten, warum ich dieses Projekt gestartet habe und dementsprechend weiterzuentwickeln.
Wie stehst Du zu Farbe in der Mode?
Ich betrachte Farbe als Werkzeug, um ein ästhetisches Erlebnis zu schaffen. Deshalb ermutige ich jeden Designer, der in der einzigartigen Position ist, neue Objekte zu kreieren, sich nicht nur mit der Herkunft von Textilien zu beschäftigen, sondern auch damit, woher die Farbe stammt und wie sie hergestellt wurde. Es ist nicht immer einfach, diese Informationen zu finden. Doch kann man auf diese Weise tiefer über die Komplexität der Modebranche und die Bedeutung nachdenken, woher die von uns verwendeten Ressourcen stammen. Dies sind die Fragen, die sich jeder von uns stellen sollte und muss, wenn wir nachhaltigere Produkte herstellen und ein nachhaltiges Leben auf diesem Planeten sichern wollen.
Was würdest Du Marken raten, die von synthetischen auf natürlichen Färbeverfahren umstellen möchten?
Am besten beginnt man mit einem Gespräch mit den eigenen Textillieferanten. Denn am Ende steht das Ziel, das gängige Modesystem zu revolutionieren. Wermit einem Textillieferanten zusammenarbeitet, sollte die Fragen nach Farben aus natürlichen Zutaten direkt adressieren und um die Aufnahme in sein Portfolio bitten. Sollte der Lieferant dies noch nicht anbieten, wird er zumindest einen neuen Bedarf auf diesem Gebiet entdecken. Ein Beispiel: die DNA meiner Marke besteht darin, Abfall zu reduzieren und zirkulärer zu werden. Dann ist es naheliegend, nach Stoffen zu suchen, die mit der Resteverwertung aus der Lebensmittelindustrie gefärbt wurden. Alternativ kann man über den Prozess in Eigenherstellung nachdenken. Wichtig hierbei ist, dass Designer bei der Arbeit mit alternativen Farben eine gewisse Unvorhersehbarkeit bei den Ergebnissen des alternativen Färbeprozesses einkalkulieren müssen. Gerade im Hinblick auf die Gestaltung können natürliche Farben mit der Zeit allmählich verblassen. Außerdem ist die Lokalität ein sehr wichtiger nachhaltiger Wert. Was bedeutet dies im Zusammenhang mit dem Färben? Suchen Sie nach lokalen Färbern in Ihrem Land und beginnen Sie eine langfristige Zusammenarbeit mit lokalen Studios, die Ihre Materialien beispielsweise mit Indigo, Krapp oder Kurkuma färben.
Mit wem würdest Du gerne zusammenarbeiten und warum?
Oh, es wäre wunderbar, wenn der Atlas of Sustainable Colours in jeder Designschule sowohl als Referenz als auch als Inspiration angeboten werden würde. Außerdem wäre es fantastisch, mit Natsay Audrey Chieza zusammenzuarbeiten, einer der Pioniere im Bereich des Biofärbens und einer sehr inspirierenden Frau, die auf dem Gebiet der Biotechnologie und Designs arbeitet.
Wir danken Julia Kaleta für ihre Erkenntnisse und Einblicke in ihre Arbeit im Rahmen der Key Conversations Reihe mit Simon Angel, Kurator der Sustainable Innovations der MUNICH FABRIC START. Wenn Sie an einer Zusammenarbeit mit Julia interessiert sind, kontaktieren Sie sie gerne direkt via: https://juliakaleta.com/contact
Lassen Sie uns im Austausch bleiben! Hat dieses Thema eine Idee ausgelöst oder haben Sie Fragen? Wir würden uns freuen, von Ihnen zu hören. Senden Sie uns eine E-Mail an info@munichfabricstart.com
Willkommen zu Key Conversations: unser digitales Sustainable Innovations Forum
Als Kurator des Sustainable Innovations Forum ist Simon Angel immer am Puls der Zeit und ist der Erste, der von den neuesten Materialentwicklungen und aufkommenden Designkonzepten erfährt. So ist es nicht verwunderlich, dass er aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung ein Experte darin ist, Beziehungen zu pflegen und Gespräche zu führen, um den Fortschritt in der Welt der nachhaltigen Innovationen zu stärken.
Überzeugen Sie sich von Simon’s Expertise – Sie finden die Beschreibungen der im Sustainable Innovations Forum ausgestellten Entwicklungen der vergangenen Saisons hier auf unserem Blog.
„Ich habe das Sustainable Innovations Forum immer als ein Podium gesehen. Das Forum ist ein Ort, an dem wir Gespräche führen, Ideen diskutieren und Informationen austauschen können. Es ist zu einem Ort der Verbindung und Zusammenarbeit geworden. In Zeiten, in denen Designer und nachhaltige Innovatoren isoliert sind und wir uns nicht mehr wie früher treffen können, ist es wichtig, dass wir diese Verbindung nicht verlieren“
Simon Angel, Curator of the Sustainable Innovations Forum
Auch wenn Designer das Gefühl haben, nicht mehr miteinander verbunden zu sein, weil sie alleine in ihren Studios arbeiten, gibt es immer noch so viele spannende Fortschritte, die gemacht werden. Indem er Designer zum Gespräch einlädt, hofft Simon, dieses Paradoxon aufzulösen und wieder eine Plattform für die Zusammenarbeit zu schaffen und einen offenen Austausch von einzigartigen Einsichten und Erfahrungen zu ermöglichen.
Gemeinsam mit Simon haben wir eine neue Videoreihe initiiert, die „Key Conversations“. Diese erweiterte Plattform des Sustainable Innovations Forums verfolgt das Ziel, Designern und Innovatoren die Möglichkeit zu geben, Ideen anzuregen und auszutauschen. Let’s keep in the conversation going…
Was sind Key Conversations?
Simon wird sich mit Designern und Innovatoren aus seinem Netzwerk sowie mit ehemaligen und aktuellen Mitgliedern der Sustainable Innovations Community per Video unterhalten. Wir können uns auf die gleiche lebendige und freundliche Interaktion freuen, mit der Simon auch jede Saison im Sustainable Innovations Forum im KEYHOUSE der MUNICH FABRIC START zum Kern der Projekte gelangt.
Was ist das Ziel dieser Unterhaltungen?
Unser Ziel ist es, greifbare Einblicke zu bieten, die zu realen Anwendungen und Kooperationen führen können, indem wir diese Gespräche mit unserer Online-Community teilen. Kollaboration durch Konversation ist der Schlüssel. Durch einzigartige Einblicke und den offenen Dialog besteht die Möglichkeit, sich zu verbinden und neue Chancen für Designer und Marken zu erschaffen. Wir hoffen, dass sich die Leser dieses Blogs und die Zuschauer, die sich unsere Videos ansehen, mit den Projekten auf einer tieferen Ebene verbinden können und inspiriert werden, mehr über die Designer auf deren Profile und Website erfahren zu wollen.
Daher laden wir auch jeden aktiv dazu ein, sich an der Konversation zu beteiligen: Senden Sie gerne jederzeit eine direkte Mail an Simon oder an die Designer selbst.
Von welchen Innovationen werden wir hören?
Wir sind sehr daran interessiert, unsere Community mit einem Update von unseren bisherigen Teilnehmern des Sustainable Innovations Forum zu versorgen. Insbesondere werden wir von den Fortschritten und dem Wachstum ihrer Konzepte hören, seit sie bei uns im KEYHOUSE ausgestellt haben. Darüber hinaus wird Simon mit Innovatoren aus den Bereichen der Entwicklung organischer Materialien, natürlicher Färbelösungen und der Nutzung natürlicher Ressourcen in der Technologie sprechen, neben vielen weiteren einzigartigen und vielfältigen Kategorien.
Was nun?
Neue Videos und Interviews werden auf unseren Social Media Kanälen und im Munique Blog veröffentlicht. In Kürze werden wir hier neue Artikel in einer übersichtlichen Sammlung vorstellen… Stay tuned!
Lassen Sie uns das Gespräch weiterführen! Hat dieses Projekt eine Idee ausgelöst oder haben Sie Fragen? Wir würden uns freuen, von Ihnen zu hören. Senden Sie uns eine E-Mail an info@munichfabricstart.com
Ein Rückblick auf 2020
Es ist in aller Munde: 2020 möchten wir so schnell wie möglich hinter uns lassen und ins neue Jahr – in die Zukunft – starten. Hoffnungsvoll blicken wir auf 2021. Ein Jahr, in dem „Back to reality“ den größten und einheitlichen Wunsch darstellt. In dem Jahr, in dem wir mit radikalen Veränderungen konfrontiert wurden, habe ich zahlreiche Stimmen aus der Branche eingefangen – online, versteht sich. Die gesammelten Antworten kann ich dabei allgemein in drei Kategorien unterteilen:
Diejenigen, die Veränderungen „ertragen“ haben.
Diejenigen, die Veränderungen „herausgefordert“ haben.
Diejenigen, die Veränderungen „ignoriert“ haben.
Ich denke, sinnbildlich ist es das, was Designer und Entwickler jeden Tag tun. Es ist Teil ihrer täglichen Herausforderungen: ertragen, herausfordern und ignorieren. Aus dieser Perspektive ist die Mehrheit der Gesellschaft nun mit denselben Vorgehensweisen vertraut, mit denen Designer in ihren Studios seit jeher gearbeitet haben.
Wenn ich auf mein breites Netzwerk aus Designern und Studenten blicke, freut es mich besonders, dass die Arbeit, Entwicklungen, Design auch in dem unvergleichlich herausfordernden Jahr 2020 fortgesetzt wurde. Vermutlich werden Sie überrascht sein zu hören, dass viele sogar von den pandemie-bedingten Veränderungen profitiert haben: In die Entwicklung der nachhaltigen Modebranche involvierte Designer wurden gefeiert. Zurückhaltende Innovatoren wurden wahrgenommen und Menschen, die sich der Schwachstellen in der Mode- und Textilindustrie bisher nicht bewusst waren oder bewusst sein wollten, konnten die Risse im System nicht länger ignorieren. 2020 zeigte Schwachpunkte auf und erweiterte das Bewusstsein.
Eine positive Auswirkung der Pandemie: Der Fokus auf Nachhaltigkeit und die Dringlichkeit, Nachhaltigkeit ganzheitlich in unserer Branche zu integrieren war noch nie so klar und hat das System als Ganzes noch nie so deutlich gezeigt: JETZT zählt. In meinen früheren Artikel auf dem Munique-Blog habe ich drauf hingewiesen, dass es in der Natur eines Designers liegt, über ihren eigenen Einfluss im großen Ganzen nachzudenken. Weitere meiner Artikel zur Reihe „Sustainable Innovations“.
Nun sind die Designer jedoch nicht mehr die erschöpften Boten, die das Gefühl haben, alleine gegen die gesamte Konsumgesellschaft ankämpfen zu müssen. Stattdessen tut sich die gesamte Branche zusammen: Mills, Dyers, Produktionen, Regierungen und Verbraucher im Zusammenschluss, um die größeren Probleme im System zu lösen. Durch die Dringlichkeit entsteht die große Chance, stärker zusammenzuarbeiten.
Dies bedeutet, dass es unseren Designern freisteht, neue Positionen einzunehmen und Innovationen zu pushen, ohne die Branche zu frustrieren. Designer sind einmal mehr Re-Thinker und vor allem wertvolle Teammitglieder im „Kampf für eine nachhaltige Zukunft“. Dies stimmt mich hoffnungsvoll. Aktuell sind wir immer noch in der Phase, uns auf das vorhandene, etablierte System, die Wirtschaft und die Verhaltensweise zu stützen… ABER ich bin mir sicher, dass der Wandel noch stärker und umfassender stattfinden wird als je zuvor.
Die Herausforderung besteht vorerst darin, den Fokus auf Auswirkungen, Nutzen und Umfang zu legen – seit den MUNICH FABRIC START im Januar 2019 Mittelpunkt unseres Forums für Sustainable Innovations.
Auswirkung: Eine Vorstellung davon zu haben, was man tut, warum man handelt und wie sich dies positiv auf die Gesellschaft und unseren Planeten auswirkt.
Nutzen: Die Auswirkungen einer bestimmten Handlung auf den Mehrwert für das System, Andere und die Gesamtheit.
Umfang: Simpel denken und aus dem Nutzen heraus agieren, nicht aus Gier.
Das tatsächliche Risiko in Zeiten von Corona besteht also darin, die Wahl zwischen Polarisierung ODER Zusammenarbeit zu stellen. Man ist entweder „dafür“ oder „dagegen“. Man ist „in“ oder „out“. Nuancen, Unterschiede und Herausforderungen. In der Textilindustrie gibt es nur einen Weg: die Unterschiede zu überbrücken, Wissen zu sammeln und unsere authentischen Stärken zu schätzen. Das erinnert mich an den Song „Reach Out and Touch“.
Die Textilindustrie kann als Vorreiter in Sachen Mode als Entwurf für eine sich verändernde Gesellschaft und Geschäftspraktiken dienen. Die „gute“ Praxis. In Verbindung mit der Tatsache, dass es keine engere Beziehung zur menschlichen Haut als Textilien gibt.
ÜBER DEN AUTOR
„Ich möchte durch meine Arbeit als Kurator des Sustainable Innovations Forum bei Munich Fabric Start und mit jedem meiner Beiträge zum Munique Blog inspirierende Themen und nachhaltige Projekte ins Rampenlicht rücken. Bleiben Sie gespannt – bald finden Sie hier mehr spannende Neuigkeiten unter @simonangelmfs.“
Simon Angel | sa@simonangel.nl
From Trash to Treasure von Youyang Song
Der Niederländer Simon Angel hat eine begabte Designerin ausfindig gemacht, deren Innovation es möglich macht, Textilien aus recyceltem Biokunststoff zu kreieren. Diese und drei weitere Entwicklungen präsentierte der Kuator der SUSTAINABLE INNOVATIONS während der FABRIC DAYS.
„Wir bewegen uns immer mehr hin zu einer Ära der flexiblen Organisationsform. Um das mal in die Welt der Materialien und Textilien zu übersetzen: Die Beschaffenheit von Materialien und der Komfort werden ein Comeback erleben“, erklärt Simon Angle in unserem kürzlichen Interview mit ihm.
Ein Beispiel dafür stellen wir Ihnen hier im Rahmen der SUSTAINABLE INNOVATIONS vor:
FROM TRASH TO TREASURE VON YOUYANG SONG
Wie können innovative Produkte entstehen, ohne dass neue Ressourcen verbraucht werden müssen? Wie kann das Wachsen der Müllberge aufgehalten werden? Altes nutzen, Neues kreieren: Die Designerin und Materialforscherin Youyang Song hat es sich zum Ziel gemacht, dabei zu helfen, ein Ökosystem zu entwickeln, das aus rein biologisch-abbaubaren Materialien besteht. Handtaschen aus Bananenschalen, Lampenschirme aus Sojamilch – die Designerin verarbeitet Bioabfall zu neuen Wertstoffen. So entstehen Produkte, die am Ende des Produktlebenszyklus wieder dem natürlichen Kreislauf zurückgegeben werden können.
„Unser Ziel ist es, eine Kreislaufwirtschaft rund um das Material zu erschaffen und mit unseren Produkten eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.“
Youyang Song
Song hat die Technik “Cooking new materials” entwickelt, bei der Obstschalen oder Sojamilch mit einem natürlichen Bindemittel gemischt werden. „APeel“ nennt sich das weiche, innovative Material, das durch diesen Prozess entsteht. Das Naturprodukt ist außerdem wasserundurchlässig und robust wie echtes Leder, riecht fruchtig, hat eine natürliche Textur und ist komplett biologisch abbaubar. Mit Stil die Umwelt schützen: Mit ihrem Projekt möchte Song zeigen, dass umweltfreundliche Produkte nicht nur praktisch, sondern auch ästhetisch und stillvoll sein können.
Perfect Imperfection von Studio Mend
Die FABRIC DAYS präsentierten wegweisende Innovationen internationaler Hersteller. Sustainable Innovations Kurator Simon Angel stellte außerdem innovative Entwicklungen junger Designer im Rahmen des SUSTAINABLE INNOVATIONS Forum vor.
„Manchmal muss man sich gar nichts Neues einfallen lassen, um Innovationen zu erschaffen – alte Traditionen zu überdenken und ihnen eine zeitgemäße Note zu verpassen kann auch innovativ sein“, so Simon Angle in unserem kürzlichen Interview mit ihm.
Ein Beispiel dafür stellen wir Ihnen hier im Rahmen der SUSTAINABLE INNOVATIONS vor:
PERFECT IMPERFECTION VON STUDIO MEND
Die neue Jeans gibt es für 29,99€, das T-Shirt für 7,99€. Ständig wechselnde Trends, synthetische Stoffe und minderwertige Qualität: Seit Fast Fashion in den 1960er Jahren die Welt eroberte, kommt man immer und überall an neue Kleidung. Was kaputt ist, wird weggeschmissen und was nicht mehr in Mode ist, liegt ungenutzt im Schrank. Mehr als zwei Millionen Tonnen Textilmüll im Jahr fallen alleine in der Europäischen Union an. Wann hat sich unser Verhältnis zu Kleidung so verändert? Diese Frage stellte sich die junge Modedesignerin Sunniva Amber Flesland. 2019 gründete sie Studio Mend, um den emotionalen und materiellen Wert von dem, was wir tragen, wieder zu erhöhen.
„Ich bin begeistert von rohen Materialien, altem Handwerk, Traditionen und Schönheit – und ich bin auf der Suche nach Potenzialen, die nicht leicht zu finden sind.“
Sunniva Amber Flesland
Wertschätzen, reparieren, veredeln: Gebrauchspuren aus dem Leben der Kleidungsstücke werden im Studio Mend auf ganz besondere Weise ausgebessert. Island Weave, Edge Mend, Pinstripe Patch, Crossover Stitch: Zwischen diesen vier sorgfältig entwickelten Technikstilen kann der Kunde wählen, um sein beschädigtes Lieblingsstück wieder ganz zu machen. In Kombination mit individuellen Farbdesigns entstehen qualitative Unikate. Die Akzeptanz von Vergänglichkeit und Unvollkommenheit – das ist das Grundprinzip der japanischen Philosophie Wabi Sabi, die Flesland als Inpiration diente. Statt Fehler zu verstecken, werden sie als Zeichen eines ereignisreichen Lebens gefeiert. Sichtbar und raffiniert erschafft die Künstlerin wertvolle, ästhetische Einzelstücke als Statement für eine bessere Modewelt.
Solar Self von Pauline van Dongen
SUSTAINABLE INNOVATIONS Autumn.Winter 21/22 #2
Simon Angel ist jede Saison aufs Neue auf der Suche nach den vier zukunftsweisensten SUSTAINABLE INNOVATIONS.
Vier nachhaltige Entwicklungen wurden auf den FABRIC DAYS präsentiert – darunter diese textile Innovation, die Technologie und Fashion auf einzigartige Weise verbindet:
SOLAR SELF von PAULINE VAN DONGEN
Ein Kleid mit dem man das Smartphone aufladen kann? Was nach Utopie klingt, ist bereits greifbare Wirklichkeit. Für ihr Projekt „Zonnestof“ („Sonnenstaub“) haben Pauline Van Dongen und Maaike Gottschal ein gewebtes Textil mit dünnen, flexiblen Solarzellen entwickelt und damit neue ästhetische Qualitäten und Materialeigenschaften geschaffen. Ein Spiel aus Farbe, Textur und Transparenz: Durch die Kombination der Solarzellen mit verschiedenen Garnen und die Variation unterschiedlicher Webmuster und -techniken kann eine breite Palette von Textilien hergestellt werden.
„Der kreative Prozess lädt Menschen ein, sich zu beteiligen, ihre Träume und Wünsche zu erkunden und zu zeigen, welche Rolle Sonnenenergie in ihrem täglichen Leben spielen kann. Alle Teilnehmer werden durch ihren Beitrag Eigentümer des Projekts und sind somit Teil einer größeren Bewegung.“
Pauline van Dongen
Doch den niederländischen Modedesignerinnen und Forscherinnen geht es nicht nur um die Einbettung von Technologie in Mode. Die Initiatorinnen des Projektes interessieren sich viel mehr dafür, welche soziale Erfahrung das Arbeiten mit Solar-Stoffen und das Tragen von Technologie am Körper bedeuten. Das Projekt lädt die Teilnehmer in Workshops dazu ein, ihr eigenes Stück „Solar Design“ zu erschaffen und eine nachhaltige Zukunft zu weben. Anstatt Natur und Technologie als Widerspruch zu sehen, möchten Van Dongen und Gottschal Technologie zu etwas Selbstverständlichem machen. Und nicht nur Mode kann durch den Solarstoff einen nie dagewesenen Mehrwert erhalten: Das Textil kann auch in der Architektur oder Innenausstattung, für neue Transportkonzepte und im öffentlichen Raum sowie bei Veranstaltungen und Festivals eingesetzt werden.
Living Material von Iris Bekkers
SUSTAINABLE INNOVATION Autumn.Winter 21/22 #1
Sustainable Innovations Kurator Simon Angel präsentierte Anfang September vier Innovationen für die Saison Autumn.Winter 21/22 bei den FABRIC DAYS. Der Niederländer ist immer auf der Suche nach interessanten jungen Designern, außergewöhnlichen Innovationen und den neuesten Entwicklungen in der Textilbranche.
In unserem kürzlichen Interview mit ihm, meinte er: „Im Sustainable Innovation Forum präsentieren wir die nahe Zukunft und zeigen, was bereits möglich ist.“
Nun geben wir Ihnen einen Einblick in die erste SUSTAINABLE INNOVATION dieser Saison:
LIVING MATERIAL VON IRIS BEKKERS
Passt nicht mehr, sitzt nicht richtig: Viele unserer Lieblingskleidungsstücke verlieren bereits nach kurzer Zeit ihre Form und werden direkt auf die nächste Müllhalde verschifft. Textilien, die sich an individuelle Körperformen und äußere Gegebenheiten anpassen, könnten die Mode- und Textilindustrie reformieren.
Um solche Textilien zu erschaffen, nutzt die Produktdesignerin Iris Bekkers in ihrem Projekt „Moving Structures“ auxetische Materialien, also dehnbare Materialien, die ihre Struktur an ihre Umgebung anpassen können. Als Teil ihres Abschlussprojektes an der Technischen Universität Eindhoven hat sie eine spezielle Gesichtsmaske entwickelt, die sich nicht nur an unterschiedliche Gesichtsformen anschmiegt, sondern auch ihre Filterfunktion an die Umwelt anpasst und atmungsaktiv ist.
Mehr Komfort, längere Tragezeit, weniger Müll: Durch ihre geometrischen Strukturen werden auxetische Materialien beim Dehnen nicht wie die meisten Stoffe dünner, sondern dicker. Das Potential solcher Stoffe reicht von Jacken, die sich der Jahreszeit anpassen und somit im Sommer und im Winter getragen werden können, bis hin zu Schuhen, die je nach Bedarf ihre Flexibilität und Stabilität verändern. Das Material zum Leben erwecken: Für ihre Designs denkt sich Iris Bekkers nicht nur in das Material und seine Beschaffenheit hinein, sondern auch in den Kontext, in dem die Stoffe genutzt und gebraucht werden. Nur so können ihre Entwürfe Mensch und Natur miteinander verbinden.
„Auxetische Stoffe sind Anfang und Inspiration für eine Reihe von anpassungsfähigen, transformierbaren Produkten, die unter unterschiedlichen Gegebenheiten optimal funktionieren. Durch diese Anpassungsfähigkeit steigen Wert und Funktion der Materialien. Gleichzeitig führt sie dazu, dass eine geringere Menge an Produkten notwendig ist.“
Iris Bekkers
SUSTAINABLE INNOVATIONS - Wo die großen Veränderungen stattfinden
Ein Interview mit SUSTAINABLE INNOVATIONS Kurator Simon Angel – der Niederländer, der immer auf der Suche nach spannenden Jungdesignern, außergewöhnlichen Innovationen und den Neuigkeiten der Textilwelt ist. Simon und die vier von ihm ausgewählten SUSTAINABLE INNOVATIONS der Saison finden Sie während der FABRIC DAYS im Foyer Halle 4.
- Simon, welche Innovationen erwarten uns diese Saison?
Manchmal muss man sich gar nichts Neues einfallen lassen, um Innovationen zu erschaffen – alte Traditionen zu überdenken und ihnen eine zeitgemäße Note zu verpassen kann auch innovativ sein. „Das Neue“ bei dieser Ausgabe ist das Wiederbeleben bewährter Techniken, wie das Weben, das Reparieren oder das Recyceln. Pauline van Dongen webt beispielsweise Solarmodule an Textilien, im Studio Mend erhalten alte Modestücke einen neuen Wert, durch auxetische Stoffe bekommen Designs von Iris Bekkers eine neue Funktion und Youyang Song kreiert Textilien aus recyceltem Biokunststoff. All diese Projekten haben eins gemeinsam: Sie nutzen traditionelle Handwerkskünste und Materialien, aber auf eine neue und innovative Art und Weise.
- Die Corona-Pandemie hat die Welt 2020 in eine Zwangspause versetzt. Gleichzeitig hat die Krise die Bewegung hin zu einem nachhaltigen Lebensstil beschleunigt. Wie wird diese Entwicklung zukünftige Innovationen prägen?
Ich bin ja ein Optimist. Die diesjährigen Geschehnisse haben einen Wandel hervorgebracht. Ob wir es schaffen, in einen inspirierenden Flow zu kommen, hängt auch davon hab, wie wir an Dinge herangehen. Pandemien oder Hitzewellen – das sind alles die Wege der Natur, um uns zu konfrontieren. Genau wie wir Veränderungen in unserer Umwelt erleben, erlebt die Natur menschengemachte Veränderungen seit Jahren und antwortet nun darauf. All das führt zu einem Dialog – den wir dringend brauchen. Wir nehmen uns selbst immer mehr als Teil der Natur wahr. Designer, Wissenschaftler, die Industrie und die Verbraucher passen ihre Gewohnheiten an und hinterfragen alte Traditionen. Der Großteil von uns merkt nun endlich, was nötig ist, um unsere Welt zu retten. Das können wir nur schaffen, wenn wir die Balance zwischen uns selbst und der Natur finden.
- Es ist das sechste Mal, dass du das Sustainable Innovation Forum kuratierst. Wie unterscheidet sich die diesjährige Ausgabe von bisherigen?
Die Art und Weise wie auf nachhaltige Innovationen reagiert wird, ist neu. Der Dialog wird immer ernster. Das sieht man beispielsweise an der Location des Sustainable Innovations Forums dieses Jahr: Statt im Keyhouse ist es dieses Jahr im Hauptsaal positioniert, direkt im Herzen der Branche –dort, wo die großen Veränderungen stattfinden.
- Bei den diesjährigen Innovationen dreht sich alles um Materialien: Textilien, die aus Bioabfall hergestellt werden, Stoff, der sich an seine Umwelt anpassen kann – kannst du uns einen Einblick in das Material von Morgen geben?
Im Sustainable Innovation Forum präsentieren wir, was schon jetzt möglich ist. In der nahen Zukunft wird Inspiration in alten Traditionen, Handwerken und Ressourcen gefunden. Was kommt danach? Es ist schwer das vorauszusagen, da die Welt ihre Gradlinigkeit verliert. Wir bewegen uns immer mehr hin zu einer Ära der flexiblen Organisationsform. Um das mal in die Welt der Materialien und Textilien zu übersetzen: Designs und Formen werden nicht mehr im Fokus stehen. Die Beschaffenheit von Materialien und der Komfort werden ein Comeback erleben – und wir werden die Produktgestaltung mit all ihren Aspekten neu denken müssen. Dafür müssen wir alle Erwartungen hinter uns lassen und mit einem offenen Geist an die Sache herangehen. Wir müssen auf das universelle Wissen zurückgreifen, um etwas zu schaffen, das es in dieser Form noch nicht gegeben hat.
- Wie können wir die momentane Situation als eine Chance sehen, anstatt sie als Herausforderung zu betrachten?
Die aktuelle Situation zeigt uns den Gesamtzusammenhang auf. Die Menschen müssen sich selbst weiterentwickeln und den Status Quo infrage stellen. Wir müssen diese Erfahrung genießen, da sie uns einen ganz neuen Horizont eröffnet. Das zeigt uns auch die Munich Fabric Start: Mit den FABRIC DAYS haben die Organisatoren gezeigt, wie man es schafft, mit unvorhersehbaren Hürden und ständig wechselnden Umständen umzugehen – ein ziemlich gutes Rezept für die Zukunft, unsere Einstellungen, den mentalen Wandel und den permanenten Dialog miteinander. Also ja, jeder Tag ist eine Chance für ein besseres Morgen.
Erfahren Sie mehr über Simons nachhaltige Entdeckungen für die Saison Autumn.Winter 21/22 während der drei FABRIC DAYS Tage vom 1. bis 3. September 2020 im MOC München.
FABRIC DAYS AUTUMN.WINTER 21/22
ÖFFNUNGSZEITEN
1. SEPTEMBER 2020 · 9:30 – 18:30 Uhr
2. SEPTEMBER 2020 · 9:30 – 18:30 Uhr
3. SEPTEMBER 2020 · 9:30 – 16:00 Uhr
LOCATION
MOC München | Halle 1 – 4 Erdgeschoss
Lilienthalallee 40
D – 80939 München
Printing With Light – bei Madeleine Marquardt trifft Erfindungsgeist auf Design
Erfindungsgeist trifft auf Design
PRINTING WITH LIGHT Projekt von MADELEINE MARQUARDT
Es werde Licht! Licht fasziniert die Menschheit seit jeher. Bereits im 19. Jahrhundert verwendeten Wissenschaftler und Künstler elektromagnetische Wellen zur Dokumentation und entwickelten eines der ersten fotografischen Druckverfahren: die Cyanotypie. Die Erfinderin Madeleine Marquardt bringt die alte Kunst mit neuer Technologie zusammen und eröffnet damit neue Möglichkeiten für das moderne Textildesign.
„Ich bin eher eine Erfinderin als eine Textildesignerin.“ Madeleine Marquard
Für ihr Projekt „Printing with Light“ ließ sich die Designerin, wie ihre Vorbilder, von der Natur inspirieren: In ihrer Installation treffen Schwingungen auf Wasser und bewegen Sedimente zu individuellen Mustern. Auf lichtreaktiven Papieren und Stoffen hinterlassen sie blaue Spuren. Für das Innovative Light Printing System (ILPS) übersetzte Marquardt diese photochemischen Prozesse in die moderne Welt. Ohne Schablonen, ohne Farbe: Mit neuster UV-Lasertechnologie werden Muster und Formen auf Textilien gedruckt. Die Ergebnisse zeigen Strukturen in Blau, die entfernt an Batik erinnern. Korrekturen am Design können sofort im digitalen Muster vorgenommen werden, ohne den Gestaltungsprozess zu unterbrechen. Damit wird der Vorgang zur perfekten Lösung für „Rapid Prototyping“ und innovative Kreationsprozesse. Und alles was es braucht, ist Licht.