Sustainable Innovations
Clothes that grow - Sustainable innovations
Die Natur als 3D-Drucker: Die Materialdesignerin und Unterwasserfotografin Zena Holloway erschafft Formen und Gebilde aus Weizengraswurzeln, die in selbstgeschnitzten Formen aus Bienenwachs wachsen. Zwölf Tage lang dauert der vermeintliche Zauber – die Wurzeln breiten sich horizontal oder vertikal aus und bahnen sich einen individuellen Weg durch die Wachsvorlagen. Je nachdem welche Form diese haben, wachsen die Wurzeln entweder klein auf engem Raum, sodass sie flach und kompakt werden, bei mehr Platz können sie tiefer wurzeln und es entstehen dreidimensionale Formen. Direkt nach der Ernte sind die Wurzeln schwer und feucht, nach 24 Stunden trocknen sie aus, werden federleicht.
Jeder Wachstumszyklus bringt ein anderes Ergebnis hervor – es handelt sich daher bei allen Produkten um individuelle Einzelstücke, die durch Zerschneiden, Vernähen, Zerreißen oder Verknüpfen weiter in Form gebracht werden können. So können daraus beispielsweise große, hängende Strukturen entstehen, Gefäße geformt oder Kleidungstücke und Accessoires produziert werden. Die Weizengraswurzeln reagieren außerdem besonders gut auf natürliche Färbeprozesse.
„Aus Wurzeln Artefakte zu züchten ist das einfachste Konzept, das aber die Fantasie eines breiten Publikums anregt.
Ich lerne, dass die Wurzel ein wunderbares Material für die Herstellung von Mode und Kunst ist und dazu dient, Gespräche über Materialität und Nachhaltigkeit zu eröffnen, die zu Veränderungen anregen.“
Im Zeichen der Nachhaltigkeit: Das Wasser, das bei der Produktion anfällt und abfließt, kann erneut genutzt und die übrig gebliebenen Triebe, Samen oder Wurzeln können als Tierfutter weiterverwendet werden. Außerdem ist die getrocknete Wurzel eine Art botanisches Skelett, das Kohlenstoff bindet.
Damit zeigt das Projekt Rootful auf der Mikroebene einen Lösungsansatz für das komplexe Problem des Klimawandels.
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Hairy affair - Sustainable Innovation
Haare schaffen Identität – wir färben und stylen sie, verschaffen uns damit neue Looks und Ausdrucksweisen und ordnen uns damit kulturellen oder sozialen Gruppen zu. Sie verlieren an Bedeutung, werden zu Müll, den man entsorgt. In ihrem Projekt Haar Haar gibt Savine Schoorl Haaren ein zweites Leben.
„Haar Haar konzentriert sich auf den kurzen Wechsel von der Wertschätzung der Haare zum Ekelgefühlen, auch wenn es sich um das gleichen Material ist. Es versucht, dem Material ein zweites Leben zu geben ein zweites Leben zu geben, das wir schätzten, als es auf unserem Kopf war.“
Jeden Monat sammelt die Textildesignerin und Materialforscherin kiloweise Haar von verschiedenen Frisörsalons und Extensionstudios und sortiert sie nach Farben und Längen. Im nächsten Schritt nutzt sie eine Maschine, um die Haare zusammen mit Wolle zu einem gleichmäßigen, flexiblen Garn zu spinnen. Dieses Garn hebt die Eigenschaften beider Materialien hervor: Die beigemischte Wolle bietet die Möglichkeit, mit anderen Tönen über die Haarfarben hinaus zu arbeiten, während die Reflexion von Licht auf dem Haar für einen schönen Schimmer sorgt.
Aus dem Garn produziert die Designerin stylische Accessoires, wie gehäkelte Hüte – die auf den ersten Blick nichts mehr damit zu tun haben, was beim Frisörbesuch auf dem Boden landet. Damit macht Savine Schoorl deutlich, dass Haar eine wertvolle Ressource ist und gibt Menschen die Möglichkeit, den Wert von vermeintlichem Abfall in seinem zweiten Lebenszyklus zu entdecken.
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A Suit of Armour - Sustainable innovations
Der Name ist Programm: „Choub“ bedeutet auf Farsi „Holz“ – das Material, auf das der Designer Mehdi Mashayekhi in seinem Projekt Choub zurückgreift und mit innovativen Methoden Neues entstehen lässt: Mit Hilfe der digitalen Fertigung hat er eine abstrakte Bekleidungskollektion designt, wofür er das Holz dekonstruiert, was dem Material neue physikalische Eigenschaften wie Flexibilität und Dehnbarkeit verleiht.
Der Designer greift auf zwei Methoden zurück: Mit der Topologieoptimierung, einem computerbasierten Verfahren, nutzt er algorithmische Modelle, um die optimale Gestalt von Bauteilen in Hinblick auf die Belastungsgrenzen zu ermitteln. Die Methode des generativen Designs schafft darüber hinaus mithilfe künstlicher Intelligenz neue, leistungsstarke Designoptionen. Damit gelingt es Mehdi Mashayekhi, komplexe Anforderungen zu lösen, Gewicht von Bauteilen zu verteilen und die Fertigungskosten zu senken.
„Design ist ein leuchtender Punkt an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft, wo die Realität auf die Vision trifft.“
Innovativ, unkonventionell, visionär: In dem Projekt Choub entstehen aus 6mm dickem Sperrholz rüstungsähnliche, tragbare Konstruktionen, in dem das Holz seine Härte verliert und flexibel wird. Win-win: Der Designer optimiert den Materialeinsatz im Design und liefert gleichzeitig eine Lösung für das Upcycling von Abfall. Mit dem Einsatz der digitalen Fertigung trägt Mehdi Mashayekhi dazu bei, Kreislauffähigkeit voranzutreiben und die Offenheit für Materialien und technische Textilien zu stärken.
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„Wie trägt unser Handeln zum Besseren bei?“
Was passiert gerade in der Branche der Innovator:innen, Transformers und Vordenker:innen?
Es lassen sich verschiedene Entwicklungen feststellen – insbesondere, wenn ich an aufstrebende Designerinnen und Kreatoren denke. Sehr interessant und inspirierend zugleich ist: Newcomer stehen vor der Entscheidung, sich der Branche anzuschließen oder eine eigene zu kreieren. Viele von ihnen haben eine hohe Professionalität in allem, was sie tun oder wie sie ihre Ideen präsentieren. Eine zentrale spielt Storytelling: Man sieht Handwerk, das berührt und dadurch auch entsprechend kommuniziert werden kann – über Gedanken, Materialien und Hintergründe. Die Kreationen reflektieren den aktuellen Stand der Branche und oder hinterfragen vorherrschende Systeme. Das lenkt den Fokus auf die Möglichkeiten, nicht um Kritik zu üben – sondern um auf liebenswürdige Art zu inspirieren.
Du hast gerade erwähnt, dass sich Kreatorinnen und Kreatoren entweder „der Branche anschließen oder eine eigene kreieren“.
Wie ist das gemeint?
Eigentlich genau so: Entweder können sich Menschen mit ihren Ideen einer bestehenden Branche anschließen ODER eine eigene Industrie erschaffen. Beitreten, das bedeutet, dass sie zu bestehenden Systemen passen und deshalb Teil davon werden können. Alternativ können sie ihre eigenen Techniken entwickeln, skalierbar machen und dadurch eine eigene Branche aufbauen. Ein Beispiel: WINT Design Lab hat ein neues Material und passende Anwendungs-möglichkeiten entdeckt; sie haben sich marktrelevant gemacht. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten – entweder, sie können damit Teil der bestehenden Branche werden, ODER sie finden eine Möglichkeit, um alle Bedürfnisse innerhalb ihrer eigenen Lieferkette abzudecken, Maschinen zu entwickeln und in großem Maßstab zu produzieren. So könnten sie richtig groß werden und ihre eigene Industrie etablieren.
Simon Angel
Welche Entwicklungen gibt es noch?
Vor etwa fünf Jahren war es meist eine Person, die hinter einer neuen Idee stand und diese in einem kleinen Studio umgesetzt hat. Im Vergleich dazu ist heute alles so viel professioneller: Mittlerweile haben viele Designerinnen und Designer ein Studio und Angestellte, die sie unterstützen. So gelingt es ihnen, in den Markt einzutreten. Es braucht Menschen, die eine Brücke zwischen Studio und Markt schaffen. Ich persönlich sehe ein großes Potenzial in der Professionalität bei der Vernetzung mit der Branche. Junge Designerinnen und Designer zeigen Samples, die repräsentativ sind. Sie betreten die Industrie auf einem hohen professionellen Level. Newcomer inspirieren die Industrie.
Das klingt sehr interessant. Was machen die Newcomer anders?
Sie zeigen etwas, das begeistert: Handwerk, das berührt und kommuniziert werden kann. Designerinnen und Designer wollen uns mit ihren Innovationen Geschichten erzählen – über Materialien, Systeme (und alte Verhaltensweisen) oder die Designs selbst. Darüber kann man verschiedene Eindrücke erhaschen – von kulturellen Hintergründen über verschiedene Techniken, soziale Aspekte und so viel mehr. Die Projekte „Rootful“ von Zena Holloway und „Choub“ von Mehdi Mashayekhi zum Beispiel zeigen, wie ein Material aus Seegras bzw. Holz kreiert werden kann. Schon vom Ursprung an ist eine Idee implementiert, wie das finale Kleidungsstück oder das Design zum Kommunikationstool werden kann.
Das klingt doch alles sehr positiv, oder?
Ja, das ist es. Was man dennoch nicht vergessen sollte: Wir befinden uns aktuell in einer kritischen Diskussion über die Notwendigkeit des Kreierens. Das kann für frischen Wind und neue Perspektiven sorgen. Ich finde ich es manchmal wichtig, einen Schritt zurückzutreten und mich zu fragen: Was solls? Wir verlassen die Ära des NACH-Denkens und betreten die des PRE-Denkens. Wir können uns den Herausforderungen der Zeit stellen – in kritischer Selbstreflektion und mit einem Lächeln für die Zukunft. Man sollte nicht designen, um Designer zu sein oder kochen, um Chefkoch zu sein. Genauso wenig sollten man kreieren, um Creator zu sein.
Man sollte keine Dinge kaufen, nur um zu konsumieren. Vielmehr sollte man kochen, wenn Menschen hungrig sind, designen, wenn Designs nicht gut genug sind und kreieren, wenn die Welt ein neues Produkt benötigt. Lasst uns kritisch bleiben und uns immer wieder fragen: Wie trägt unser Handeln zum Besseren bei?
INFORMIEREN & INSPIRIEREN SIE SICH AUF DER MUNICH FABRIC START
IN DER SUSTAINABLE INNOVATIONS AREA IM KEYHOUSE – H5!
Entdecken Sie weitere branchenverändernde Innovationen auf unseren kommenden Messen:
Meet Saitex - the vertical Vietnamese Denim Entity
Der weltweit tätige Jeanshersteller Saitex geht in die Vertikale und gibt offiziell die Eröffnung seiner ersten Fabrik zur Herstellung von Denimstoffen in Vietnam bekannt. Die neue 100.000 Quadratmeter große Anlage befindet sich 40 Minuten von seiner Cut & Sew-Fabrik in der Nähe von Ho Chi Minh City, wo durchschnittlich 18.000 Paar Jeans pro Tag hergestellt werden.
Die neue Fabrik deckt alle Arbeitsschritte von der Garnspinnerei über die Weberei bis hin zur Stofffärbung und -veredelung ab.
Saitex hat angekündigt, dass sie 2 Millionen Meter Stoff pro Monat bzw. 24 Millionen pro Jahr und etwa 750 Tonnen Garn pro Monat produzieren werden.
Durch diese neuen Arbeitsstätte wurden 630 neue Arbeitsplätze geschaffen, und das Unternehmen gibt an, dass es bei voller Kapazität 1.000 Mitarbeiter beschäftigen wird. Wie bereits in seiner Cut & Sew-Fabrik werden 20 % der Arbeitsplätze von Menschen mit Behinderungen besetzt.
Wie die „Fabrik der Zukunft“ von Saitex in Los Angeles, Kalifornien, verfügt auch die neue Anlage über die neuesten und umweltfreundlichsten Technologien. Die Fabrik ist für die Herstellung von Garnen aus reiner Baumwolle oder aus Mischungen in Dual-Core-, Multiple-Core- und SiroSPUN-Technologie ausgerüstet.
Für das Färben von Indigo hat Saitex das Smart Indigo System installiert, das Indigo über einen elektrochemischen Prozess vorreduziert. Dies führt nach Angaben des Unternehmens zu einer Senkung der CO2-Emissionen um 90 %, erfordert 70 % weniger Energie und 30 % weniger Wasser, wobei Sauerstoff das einzige freigesetzte Produkt ist. Karl Mayer-Seilfärbemaschinen führen zu weiteren Umwelteinsparungen, da weniger Färbebäder erforderlich sind und der Verbrauch von Indigo und Chemikalien um 30 % reduziert wird.
Zu den weiteren umweltfreundlichen Merkmalen des neuen Standorts gehören LEED-Gold-zertifizierte Materialien für das Gebäude, 15.000 Sonnenkollektoren, Grauwasserrecycling und Regenwassersammelsysteme. Ein Gemüsegarten bedeckt 40 % des gesamten Geländes und dient der Versorgung der Mitarbeiter und der lokalen Bevölkerung. Saitex hat nach eigenen Angaben auch 6.000 Bäume im Industriepark gepflanzt und seine Emissionen durch die Anpflanzung von 50 Hektar Mangroven in Vietnam kompensiert, um einen Beitrag zur Klimaneutralität bis 2025 beizutragen.
„Es war unsere langfristige Vision, den Kreislauf unseres Betriebs zu schließen. Mit der Eröffnung der Fabrik und dem bevorstehenden Start unserer Textil-Upcycling-Anlage Stelapop wird unsere Vision komplett. Wir werden den Kreis schließen, indem wir eine noch nie dagewesene Transparenz in der Denim-Produktion und die Möglichkeit bieten, Bekleidungs- und Textilabfälle in hochwertige Waren zu verwandeln. Unser Ziel ist es, die nachhaltigste Textilfabrik der Welt zu werden. Planeten zu werden und unseren Kunden eine vollständig zirkuläre Produktion zu ermöglichen.“
Sanjeev Bahl, CEO und Gründer von Saitex
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Polopiqué - Innovating Textile Production
Mit mehr als 80 Jahren Erfahrung in der Textilindustrie gilt Polopiqué als führend in der Textilindustrie. Das Unternehmen hat es geschafft, sich durch die Beherrschung aller Phasen des Textilproduktionsprozesses zu profilieren, von der Spinnerei, Weberei und Endfertigung bis hin zur Konfektionierung und Vermarktung von hochwertigen Produkten.
MUNICH FABRIC START hatte die Gelegenheit, ein persönliches Interview mit Rosario Rodrigues darüber zu führen, wie es Polopiqué gelungen ist, sich durch seine Innovation zu profilieren.
Polopiqué ist Aussteller auf der MUNICH FABRIC START 2022 in der neuen Halle 8 – THE SOURCE.
Bereits seit Wochen ausgebucht, ist THE SOURCE die neue europäische One Stop Solution für ganzheitliches Fashion Sourcing. 65 ausgewählte internationale Produktionsunternehmen präsentieren ihre Angebote von Cut-Make-Trim (CMT) bis High End Production. Ein Cluster der wichtigsten Sourcing-Länder wie Portugal, Türkei, Marokko, Tunesien, Bosnien und Vietnam schafft einen geschäftsrelevanten Mix zur Risikodiversifikation, unabhängig von Genre und Preisniveau. Die MUNICH FABRIC START hat dafür die neue Halle 8 mit rund 2.500 Quadratmetern zusätzlicher Fläche geschaffen. Die kürzlich restaurierte, denkmalgeschützte Lokhalle, die direkt an das ehemalige MUNICH FABRIC START-Gelände angrenzt, ist der perfekte Ort dafür. Mit ihren gigantischen Ausmaßen und ihrer spektakulären Architektur ist sie eine der größten freitragenden historischen Stahlhallen Europas.
Das Ergebnis ist ein einzigartiger neuer Veranstaltungsort für flexible Beschaffungsdienstleistungen und neu durchdachte Wertschöpfungsketten.
Wodurch zeichnet sich Polopiqué in der Textilbranche aus?
Polopiqué ist eine der wenigen vollständig vertikalen Textilindustrien weltweit, die die Produktion vom Spinnen über das Weben/Stricken und die Veredelung bis hin zur Herstellung hochwertiger Kleidungsstücke kontrolliert. Bei Polopiqué liefern wir nicht nur das Kleidungsstück, sondern auch die Ideen, die Lösungen und das Design. Wir beziehen Kreativität und Design in alles ein, was wir tun.
Warum hat Polopiqué Portugal für seine Produktion gewählt?
Polopiqué ist ein portugiesisches Familienunternehmen mit einer jahrzehntelangen Tradition in der Textilindustrie. Darüber hinaus wurde Polopiqué in dem für die Textilindustrie wichtigsten geografischen Gebiet Portugals gegründet und etabliert. Daher schätzen wir dieses Know-how und diese Nähe und sollten die vielen Vorteile der lokalen Produktion in Bezug auf Nachhaltigkeit, Flexibilität und Qualitätsgarantie berücksichtigen.
Wie optimiert Polopiqué seine Prozesse, um die Qualität der hergestellten Produkte zu verbessern?
„Investitionen in Forschung und Entwicklung, um ständig neue und innovative Rohstoffe und Produktionsverfahren einzusetzen. Außerdem ist es unerlässlich, in Bezug auf moderne, agile und ökologische Technologien und Maschinen auf dem neuesten Stand zu bleiben.“
Polopiqué ist Mitglied der Better Cotton Initiative, was bedeutet das?
Better Cotton ist die weltweit führende Nachhaltigkeitsinitiative, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Baumwollgemeinschaften beim Überleben und Gedeihen zu helfen und gleichzeitig die Umwelt zu schützen und wiederherzustellen. Die Better-Cotton-Initiative macht die globale Baumwollproduktion besser für die Erzeuger, die Umwelt und die Zukunft des Baumwollsektors. Es geht darum, mit der gesamten Lieferkette zu interagieren, um die Art und Weise der Baumwollbeschaffung zu verändern, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und einen höheren Lebensstandard für die bäuerlichen Gemeinschaften zu gewährleisten und Wissen, Unterstützung und Ressourcen für nachhaltigere Praktiken im Baumwollanbau und anderen Kulturen zu verbreiten.
Was halten Sie von Zertifizierungen in der Textilindustrie?
Wir glauben, dass es von entscheidender Bedeutung ist, den Kunden und Verbrauchern bei ihren Kaufentscheidungen Vertrauen und Transparenz zu vermitteln, damit sie fundierte Entscheidungen treffen können. Es ist auch wichtig, sie einzubeziehen, damit sie das Gefühl haben, eine wesentliche Rolle bei der Wahl von Marken mit besseren Praktiken in der gesamten Produktionskette zu spielen.
Standen Sie während der Pandemie vor Herausforderungen? Und wie sind Sie mit ihnen umgegangen?
Ja, natürlich, und in dieser Phase haben wir in die Produktion von persönlicher Schutzausrüstung und Produkten im Bereich Medizin und Gesundheit investiert und damit unsere Fähigkeit unter Beweis gestellt, uns an neue Situationen anzupassen, sowie die Flexibilität unseres Teams und unserer Produktionsprozesse bei der Entwicklung neuer Produkttypen.
Wie geht es für Polopique weiter? Welche Richtung sehen Sie für Ihr Unternehmen in den kommenden Jahren?
Den Markt weiterhin mit Innovationen zu überraschen durch ständige F&E-Praktiken, die sich neue Rohstoffe und Produktionsverfahren zunutze machen. Außerdem verstärken wir unser Gewicht und unsere Präsenz auf neuen Märkten und in neuen Geschäftsbereichen, insbesondere bei Heimtextilien.
Wie wichtig ist es, einzigartig zu sein und dennoch einen Wiedererkennungswert in Ihrer Arbeit zu haben?
Sehr wichtig. Polopiqué ist flexibel und stolz darauf, Lösungen für die meisten Wünsche unserer Kunden zu finden. Außerdem können wir durch die Kontrolle aller Phasen des Produktionsprozesses höhere Qualitätsstandards und eine bessere Flexibilität garantieren.
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Textil-Recycling, praktikable Lösung oder kurzfristiger Plan?
Mit der rasanten globalen Zunahme von Textilabfällen, die durch das Wachstum der Bekleidungs- und Textilindustrie und Fast Fashion bei den Verbraucher*innen verursacht wird, ist das Textilrecycling von größter Bedeutung geworden.
Das Problem ist, dass das Recycling von Textilien keine leichte Aufgabe ist.
Viele Faktoren müssen berücksichtigt werden. Das größte Hindernis für das Textilrecycling besteht darin, dass die Stoffe oft aus Misch-Materialien hergestellt werden und es nicht einfach ist, gemischte Materialien zu recyceln. Dies liegt vor allem daran, dass jedes Material isoliert werden muss, bevor es effektiv recycelt werden kann. Was ist also die Lösung für die Modebranche, um sich in Richtung Closed-Loop-Produktion zu bewegen?
Bild-Credit: Rolling Stone
Bild-Credit: Pollima
Bild-Credit: MDPI
Zukunftsweisende Entwicklungen – einfach erklärt
Nun, eine der zahlreichen bahnbrechenden Methoden wurde vom Hong Kong Research Institute of Textiles and Apparel (HKRITA) entwickelt. Eine Lösung, die es ermöglicht, Misch-Materialien ohne Qualitätsverlust zu neuen Stoffen und Garnen zu recyceln. Einem hydrothermalen (chemischen) Prozesses sei dank.
In Zusammenarbeit mit der H&M Foundation haben sie erfolgreich ein Verfahren entwickelt, das Baumwoll- und Polyestermischungen vollständig trennen und recyceln kann. Das zurückgewonnene Polyestermaterial kann direkt wiederverwendet werden, wodurch neue Vorteile des Recyclings ohne Qualitätsverlust geschaffen werden. Das hydrothermale Verfahren verwendet nur Wärme, Wasser und weniger als 5 % biologisch abbaubare umweltfreundliche Chemikalien, um Baumwoll- und Polyestermischungen zu trennen. Diese Faser-zu-Faser-Recyclingmethode ist kostengünstig und es gibt keine sekundäre Umweltverschmutzung, wodurch die Lebensdauer des recycelten Materials nachhaltig verlängert wird. Die Technologie ist umfassend lizenziert, um einen breiten Marktzugang und maximale Wirkung zu erreichen.
Bild-Credit: Sion Fraser University
Erik Bang, ehemaliger Innovationsleiter bei der H&M Foundation, teilte mit:
„Zu lange war die Modebranche nicht in der Lage, ihre Produkte ordnungsgemäß zu recyceln, da es für die beliebtesten Materialien wie Baumwoll- und Polyestermischungen keine wirtschaftlich tragfähige Trenn-, Sortier- und Recyclingtechnologie gibt. Diese sehr ermutigende Erkenntnis hat das Potenzial, dies zu ändern. Wir freuen uns sehr, diese Technologie zu entwickeln und über das Labor hinaus zu skalieren, was der globalen Umwelt, den Menschen und den Gemeinschaften zugute kommen wird.“
Dann gibt es noch das schwedische Unternehmen Södra, welches eine einzigartige Recyclinglösung mit Einflusspotenzial auf die gesamte Modeindustrie und Textilrecycling entwickelt hat.
Södra, eine bedeutende Forstgenossenschaft mit Sitz in Växjö, Schweden, hat eine einzigartige Lösung entwickelt, die ein large-scale Textilrecycling ermöglichen soll und dieses grundlegende Hindernis für die Textilindustrie beseitigt. Die zukunftsweisende Lösung ermöglicht es, Textilien in großem Umfang zu recyceln.
Södra nutzt seine Ressourcen und sein Know-how für eine innovative Textilrecyclinglösung und hat einen Weg gefunden, Fasern aus Mischgeweben in großem Umfang zu recyceln. Das Ziel: Kreisläufe in der Mode- und Textilindustrie ermöglichen.
Bild-Credit: Södra
„Södra hat aggressive Nachhaltigkeitsziele. Wir suchen daher Unternehmen mit hohen Nachhaltigkeitsambitionen, die bei der Lieferung von Textilien mit uns zusammenarbeiten möchten. Das wird unsere Start-up- und zukünftige Produktionskapazität bestimmen“, sagt Helena Claesson, Projektmanagerin Södra.
Johannes Bogren, Präsident von Södra Cell Bio-products, erläuterte den Prozess weiter und teilte mit: „Wir zeichnen jetzt die Zukunft der Mode- und Textilindustrie neu, indem wir Circular Flows von Textilfasern anbieten. Ein Pullover kann jetzt wieder zu einem Pullover werden – ein enormer Wert für unsere Kunden, insbesondere die Modebranche.“
Das Fashion for Good Full Circle Textiles Project wandte sich innovativen Recyclingtechnologien zu, um den Kreislauf von Textilabfällen zu schließen. Ziel des Projekts war es, das Potenzial zur Verringerung der Umweltauswirkungen von Textilabfällen zu untersuchen; Die Textil-zu-Textil-Recyclinglösung hat das Potenzial, die Abhängigkeit der Industrie von neuen Rohstoff-Materialien zu beseitigen.
Bild-Credit: Fashion for Good
Unterstützt von C&A sagt Martha Willis, Senior Manager of Sustainable Materials and Circular Innovation bei C&A: „Dieses Projekt wird uns allen helfen, die Hindernisse, Auswirkungen und Chancen beim chemischen Recycling von Polyester zu verstehen, und ist eine wichtige Grundlage für das Engagement von C&A, sich zu vernetzen Prinzipien der Zirkularität bis 2028 auf 7 von 10 unserer Produkte anzuwenden.“
Das Full Circle Textiles Project konzentriert sich auf die Untersuchung wirtschaftlich tragfähiger und skalierbarer Lösungen und hat sein objektives Ausmaß an disruptiven Innovationen in der Branche und der Fähigkeit des chemischen Recyclings zur Beschleunigung der Kreislaufwirtschaft erreicht.
„Die nächste Phase des Projekts konzentriert sich auf die Skalierung dieser Lösungen und ermutigt Marken, Innovatoren und Lieferkettenpartner, langfristige Partnerschaften aufzubauen, die Finanzierung zu katalysieren, um die Skalierung zu ermöglichen, und Branchenexpertise zu nutzen, um diese Technologien weiterzuentwickeln und zu implementieren“, sagt Fashion For Good.
Das von C&A unterstützte Projekt, das im September 2020 gestartet wurde, wurde erfolgreich durchgeführt. Lesen Sie hier die Ergebnisse und Erkenntnisse des Projekts.
Bild-Credit: Nord News
Bild-Credit: Eco Rebels
Bild-Credit: Nouryon
Zusammenfassung
—- Ist Textil-Recycling also eine praktikable Lösung oder ein kurzfristiger Plan?
Meiner Meinung nach sollte das Ziel darin bestehen, die Infrastruktur zu entwickeln, die für die Skalierung des Textilrecyclings erforderlich ist, und dazu müssen Modeunternehmen die Vorteile der technologischen Entwicklungen nutzen. Indem wir auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, kommen wir einem nachhaltigeren Textilrecyclingprozess einen Schritt näher, mit dem Endziel, einen Beitrag zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft zu leisten.
Über die Autorin
Muchaneta, Founding Editor-in-Chief von FashNerd.com, arbeitet seit über 14 Jahren in der Modebranche. Sie ist derzeit eine der führenden Influencerinnen, die über die Verschmelzung von Mode mit Technologie und tragbarer Technologie spricht und schreibt.
Muchaneta Kapfunde | editor@fashnerd.com
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Entdecken Sie weitere bahnbrechende Innovationen auf unseren kommenden Messen:
Sustainable Innovations #6: Tragbare Muskeln by MotorSkins
Innovativ, intelligent, interaktiv: MotorSkins ist ein Startup mit Pionierstatus auf dem Gebiet formverändernder soft-robotic Textilien. Das Berliner Unternehmen stellt Kleidungsstücke her, die Muskeln bei der Bewegung unterstützen und kommt dabei ganz ohne Elektronik wie Batterien oder Motoren aus – was sie zum Vorreiter der Branche macht. Das erste produzierte Teil ist ein Kompressionskleidungsstück für die Beine.
Die Besonderheit: Durch das neuartige Design und das innovative Material werden die Textilien durch die Bewegung der Benutzer*innen stimuliert. Es entsteht ein Kreislauf: Wenn der Fuß des Benutzer*innen während eines Schritts gegen den Boden drückt, werden der Druck und das Volumen auf den aktiven Teil übertragen, der die Textilien mit Energie versorgt.
Als Schnittstelle zwischen Sport, Wellness und Gesundheit kreiert das Startup Produkte, die je nach Bedarf medizinisch, entspannend oder bewegungsunterstützend eingesetzt werden können. Aktuell arbeitet das junge, internationale Team von MotorSkins an Textilien, die an den Gelenken angebracht werden, um das Laufen zu erleichtern – entweder bei normalen Bewegungen oder auch bei Erkrankungen.
Inspiriert von der Natur, gemacht für Menschen.
„Die Technologie von MotorSkins kombiniert die Funktionalität von Soft-Robotics mit der Vielseitigkeit von Textilien. Wir stellen Anwendungen zur Verfügung, die die Interaktion von Menschen und Maschinen erforschen und voranbringen. Unsere Technologie kreiert Innovationen im Bereich von Materialien und Nachhaltigkeit, die smarte Elemente beinhalten, ohne auf Elektronik oder Batterien angewiesen zu sein.“
– Juan Opitz-Silva
Follow on
Mehr Infos über SUSTAINABLE INNOVATIONS finden Sie in diesem Interview mit Simon Angel, Kurator des Sustainable Innovations Forum, sowie in den folgenden Artikeln:
Interview über Pre-Creation, -Action und -Connection in unserer Branche >>
Bakterien zum Tragen by Lionne van Deursen >>
Flower matter by Irene Purasachit >>
Offcuts collection by Seok Park >>
Sunkolor by Panorama Fabrics >>
Sustainable Innovations #5: The Healing Imprint
Emotionale Heilung durch Kleidung – dank der Symbiose von Wissenschaft und Textilien: The Healing Imprint erforscht das therapeutische Potenzial von gestrickten Kleidungsstücken. Bodysuits, Handschuhe, Socken und Kissenbezüge sind so gefertigt, dass sie bei Bewegung Akupressurpunkte an verschiedenen Körperstellen wie den Händen, Füßen und dem Kopf stimulieren. Die maßangefertigten Textilien haben Gitter, durch die kleine Massagekugeln bewegt werden können. So können die Akupressurpunkte gezielt erreicht werden.
Laura Deschl ist nicht nur die Designerin dieser besonderen Textilien, sondern hat auch einen Hintergrund als Yogalehrerin – ihr Wissen nutzte sie dazu, eine auf Yoga basierende Bewegungspraxis zu entwickeln, die mit Hilfe des eigenen Körpergewichts den Druck auf bestimmte Punkte des Körpers erhöht. Auch Traumata können laut Deschl mit dieser Methode aufgearbeitet werden. In Kombination mit einer trauma-sensitiven Yoga-Praxis werde die Kleidung so zu einem individuellen Werkzeug, mit dem auch tieferliegende Emotionen aus- und aufgelöst werden können. The Healing Imprint zeigt, wie die Bereiche Wissenschaft, Wirtschaft, Medizin, Psychologie und Textilherstellung interdisziplinär miteinander in Einklang gebracht werden können.
Gefühle zulassen und fühlen: Psychische Erkrankungen und Traumata sind in der Gesellschaft oftmals noch ein eher unsichtbares Thema. Ein großes Anliegen von Laura Deschl ist es deshalb, auf Themen rund um die psychische Gesundheit und die Spuren von Traumata auf dem Körper hinzuweisen und diese zu entstigmatisieren. Deschl möchte Patient*innen dabei helfen, ihr Körpergefühl zu schulen und sie auf diesem Weg wieder näher zu ihrem Körper zu bringen.
“Die Kleidung von The Healing Imprint hilft mit Akupressur dabei, auf tief verborgene Erinnerungen oder Emotionen zuzugreifen. Mit dazu abgestimmten trauma-sensitiven Yogapraxen wird darüber hinaus die Selbstreflexion erleichtert. Die bewegende Kriegsgeschichte der Vergangenheit hat oft zu schweren Traumata und hohen Belastungen unserer Gesellschaft durch alltägliche Nachkriegserinnerungen geführt. Diese Erinnerungen können im Langzeitgedächtnis gespeichert und sogar über Generationen weitergegeben werden. Deshalb sind emotionales Wohlbefinden und Heilung wichtige Aspekte von Nachhaltigkeit. Denn wenn Körper und Geist im Einklang miteinander sind, fällt es uns leichter, Entscheidungen zu treffen, die in Balance mit anderen Menschen und dem Planeten sind.”
– Laura Deschl
Mehr Infos über SUSTAINABLE INNOVATIONS finden Sie in diesem Interview mit Simon Angel, Kurator des Sustainable Innovations Forum, sowie in den folgenden Artikeln:
Interview über Pre-Creation, -Action und -Connection in unserer Branche >>
Bakterien zum Tragen by Lionne van Deursen >>
Flower matter by Irene Purasachit >>
Offcuts collection by Seok Park >>
Sunkolor by Panorama Fabrics >>
Sustainable Innovations #4: Sunkolor by Panorama Fabrics
Mit dem zunehmenden Klimawandel steigt auch die Menge der unsichtbaren UV-Strahlen der Sonne. Das Problem daran: Die jeweilige Stärke ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Die Folge: Sonnenbrand und Schäden in unserer Haut, die teilweise erst Jahre später auftreten. Umso wichtiger ist es, dieses wichtige Organ zu schützen.
Genau das gelingt mit Sunkolor. Das Material hilft dabei, die Sonneneinwirkung visuell wahrzunehmen und daraus resultierend eine gesunde Beziehung dazu zu etablieren. Die Technologie von Panorama Fabrics, dem Material Driven Design Studio aus Berlin, schafft es nämlich, UV-Strahlen sichtbar zu machen. Dafür werden in Deutschland hergestellte Sunkolor-Garne in Textilien verwoben.
Durch die Sonneneinstrahlung verwandelt sich die Farbe des Materials und zeigt dadurch den gefährlichen UV-Indexbereich an – so wird durch die Farbveränderung sofort deutlich, wenn es kritisch wird. Im ersten Schritt werden die Garne in Form von Labels an Wanderrucksäcken angebracht, langfristig sollen daraus eine Vielfalt an unterschiedlichen Outdoorprodukten hergestellt werden.
Das Ziel:
Neue Tools kreieren, die sich an die durch den Klimawandel veränderte Umwelt anpassen.
Studio Panorama Fabrics möchte mit eigenen Produkten und wegweisenden Designs dazu beitragen, die mögliche Interaktion zwischen Textilien, Mensch und unserem Klima in den Fokus zu stellen. Geforscht wird an Innovationen, die mehr Menschen für die Auswirkungen des Klimawandels sensibilisieren und gleichzeitig im Umgang unterstützen sollen. Die beiden Gründerinnen Gabriela Kapfer und Karina Wirth verbindet die Faszination für verschiedene Materialien und die Leidenschaft an interdisziplinärer Zusammenarbeit – so gelingt es ihnen, gemeinsam etwas Neues, Progressives zu erschaffen.
“Sunkolor macht das Unsichtbare sichtbar, um Bewusstsein zu schaffen.”
– Gabriela Kapfer & Karina Wirth
Mehr Infos über SUSTAINABLE INNOVATIONS finden Sie in diesem Interview mit Simon Angel, Kurator des Sustainable Innovations Forum, sowie in den folgenden Artikeln:
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