Sustainable Innovations
Auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft
Simon, die diesjährige Sustainable Innovations (SI) Ausstellung auf der Munich Fabric Start scheint eine eher introspektive Wendung genommen zu haben. Kannst Du uns mitteilen, wie Du die diesjährige Kuratierung angegangen bist?
Simon Angel: Auf jeden Fall. Wenn man sich unsere früheren Themen ansieht, lesen sie sich fast wie fortlaufende Literatur. Zu Beginn haben wir uns mit den Herausforderungen beschäftigt, mit denen Designer konfrontiert sind, und mit dem Zögern der Branche, über traditionelle Praktiken hinauszugehen. Im Laufe der Zeit hat sich unser nachhaltiges Thema in die Struktur unserer Branche eingewoben und ist in Prozesse, Richtlinien und die Denkweise der Menschen eingeflossen. In dieser Saison setzen wir diese Geschichte fort, indem wir kritische Fragen stellen und eine ganzheitlichere Sichtweise einnehmen. Es geht weniger um Lösungen als vielmehr um Interventionen und transformatives Denken.
Interessant. Könntest Du näher erläutern, wie sich diese Philosophie in den ausgestellten Projekten manifestiert?
Simon Angel: Natürlich. Nehmen wir Suzanne Oude Hengels „Knit in Motion“ als Beispiel. Suzannes Arbeit stellt konventionelle Strickpraktiken in Frage und überschreitet Grenzen. Bei ihrer Erforschung der Kombination von Stricken mit thermoplastischem Polyurethan (TPU) und 3D-Druck geht es nicht nur darum, neue Formen zu schaffen, sondern auch darum, traditionelle Herstellungsprozesse zu hinterfragen und neu zu definieren. Diese Verschmelzung von Techniken verjüngt nicht nur das Produktdesign, sondern eröffnet auch neue Perspektiven für die Industrie.
Die Arbeit von Joris de Groot spielt ebenfalls eine große Rolle. Wie passt sein Ansatz in diese Erzählung?
Simon Angel: Joris‚ Ansatz ist die Quintessenz unseres Themas des Hinterfragens und der Innovation. Seine Projekte „2000N Pressed Shoe“ und „Recycled Raincoat“ zeigen beispielhaft, wie traditionelle Techniken für moderne Anwendungen neu interpretiert werden können. Durch die Integration industrieller Prozesse mit nachhaltigen Praktiken verwandelt Joris Abfälle in wertvolle Produkte und stellt damit das Konzept des materiellen Nutzens in der Mode in Frage. Seine Mitarbeit an dem Projekt „Welded Loop“ zeigt außerdem, wie die Kombination verschiedener Techniken zu neuartigen, nachhaltigen Lösungen führen kann.
Die Projekte von Tjeerd Veenhoven mit Mycelium sind faszinierend. Inwiefern tragen sie zu einer breiteren Erzählung bei?
Simon Angel: Tjeerd’s Arbeit mit Mycelium verkörpert einen Sprung in Richtung nachhaltige Materialinnovation. Sein Mycelium 2D Printing“ erforscht die Verwendung von Pilzmaterialien als Ersatz für herkömmliche Kunststoffe und Farbstoffe. Das passt perfekt zu unserem Thema, Systeme zu hinterfragen und neu zu denken. Bei Tjeerds Projekten geht es nicht nur darum, nachhaltige Alternativen zu schaffen, sondern sie stehen für einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie wir biologische Materialien in der Mode wahrnehmen und nutzen.
Das Projekt „RietGoed“ von Iris Veentjer sticht ebenfalls hervor. Welche Rolle spielt es in der Ausstellung dieser Saison?
Simon Angel: Iris Veentjers „RietGoed“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie Materialinnovationen ökologische Herausforderungen angehen können. Indem sie hochwertige Textilien aus Schilffasern entwickelt, geht sie Probleme wie Bodensenkungen und CO2-Emissionen an. Iris‘ Ansatz ist ein Beweis dafür, wie nachhaltige Praktiken nahtlos in die Textilproduktion integriert werden können, um sowohl das ökologische Gleichgewicht als auch die wirtschaftliche Lebensfähigkeit zu fördern.
Ilse Kremers „Fabulous Fungi“ stellt eine neuartige Herangehensweise an die Textilfärbung vor. Wie passt es zum übergreifenden Thema der Ausstellung?
Simon Angel: Ilses „Fabulous Fungi“-Projekt ist ein brillantes Beispiel dafür, wie wir traditionelle Prozesse neu überdenken können. Durch die Verwendung von Pilzen zur Herstellung von Farbstoffen spricht Ilse sowohl Umwelt- als auch Gesundheitsbedenken an, die mit synthetischen Farbstoffen verbunden sind. Dieses Projekt verkörpert unser Thema der Erforschung und Umsetzung alternativer Lösungen, die sowohl innovativ als auch nachhaltig sind.
Kannst Du abschließend noch etwas zu den BIOTEXFUTURE-Initiativen und ihrer Bedeutung für das diesjährige Thema sagen?
Simon Angel: BIOTEXFUTURE steht an vorderster Front bei der Umstellung der Textilindustrie auf biobasierte Materialien. Diese Initiative, zu der auch Projekte wie TransitionLab und LightLining gehören, steht im Einklang mit unserem breiteren Ansatz, einen systemischen Wandel zu fördern. Durch die Konzentration auf biobasierte Polymere und nachhaltige Textilien ebnet BIOTEXFUTURE den Weg für eine Zukunft, in der die Textilindustrie echte Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit erreichen kann.
Welchen Einfluss haben diese Innovationen Ihrer Meinung nach auf die Zukunft der Textilindustrie?
Simon Angel: Diese Innovationen stellen einen tiefgreifenden Wandel in der Art und Weise dar, wie wir Textildesign und -produktion angehen. Sie stellen bestehende Paradigmen in Frage und bieten neue Perspektiven für die Nachhaltigkeit. Indem wir eine Kultur des Hinterfragens und Experimentierens fördern, verbessern wir nicht nur die Praktiken der Branche, sondern inspirieren auch einen breiteren gesellschaftlichen Kurswechsel hin zu einem nachhaltigeren und überlegteren Konsum.
Simon, wir danken Dir für diese Einblicke. Es ist klar, dass es bei der SI-Ausstellung in dieser Saison nicht nur darum geht, neue Materialien zu präsentieren, sondern auch darum, ein tiefergehendes Gespräch über die Zukunft unserer Branche anzustoßen.
Simon Angel: Gern geschehen. Ich lade alle ein, sich mit diesen Projekten zu beschäftigen und an diesem sich entwickelnden Dialog teilzunehmen. Durch diese gemeinsame Erkundung werden wir wirklich nachhaltige Innovationen vorantreiben.
Wir freuen uns darauf, die Ausstellung dieser Saison zu erleben und zu sehen, wie diese bahnbrechenden Ideen die Zukunft gestalten werden.
Entdecken Sie weitere branchenverändernde Innovationen auf unseren kommenden Fachmessen:
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Sustainable Innovations – Suzanne Oude Hengel
Aus Frustration über frühere Erfahrungen in der Textilindustrie und deren mangelnde Bereitschaft, vom Status quo abzuweichen gründete Suzanne Oude Hengel ihr Projekt Knit in Motion (KiM). Ihr Ziel: Grenzen verschieben, experimentieren und die Art und Weise, wie Dinge gemacht werden, in Frage stellen. KiM bricht mit traditionellen Vorstellungen vom Stricken, indem es das Handwerk und seine Anwendungen in Frage stellt, untersucht und neu überdenkt und dabei ausgetretene Pfade verlässt, um neue Wege im Textildesign zu beschreiten.
Suzannes Abschlussprojekt (ArtEZ University of the Arts in Arnhem), „Loop Coloured Feet“ (2015), untersucht das Potenzial der Verwendung von Strick als alternatives Material für Schuhe. Es stellt einen Ausgangspunkt für viele Ideen dar, die sie weiterhin untersucht, einschließlich des Überdenkens von Produktionsmethoden, der Wiederbelebung älterer Techniken und der Fokussierung auf handwerkliches Können.
Ein Schlauch und die Form einer Socke waren der Ausgangspunkt für „Santoni“ (2016 bei Santoni in Shanghai entstanden). Die Arbeit mit Rundstrickmaschinen ermöglichte es Suzanne, einen anderen Ansatz zur Entwicklung der Form auszuprobieren.
„Die Arbeit mit Rundstrickmaschinen ermöglichte es Suzanne, einen anderen Ansatz zu entwickeln, um über Formen nachzudenken.“
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von Timberland wurde Suzanne ausgewählt, um an der „Timberland Future 73“ Kollektion mitzuarbeiten. Die auf der Mailänder Designwoche 2023 vorgestellte Kollektion beginnt mit den klassischen Styles der Marke und verbindet sie mit ihrer Welt der unerwarteten Farb- und Materialwahl, was zu einer neuartigen Vision für die Marke und die Anwendung von gestrickten Textilien führt.
‚‚Ich glaube, dass wahre Innovation aus einem neugierigen und iterativen Designprozess entsteht.‘‘ – Suzanne Oude Hengel
Suzannes fortlaufende Forschungsarbeit „Spacers“ (seit 2018) untersucht das Potenzial der Verwendung der Stricktechnologie zur Herstellung von Spacern. Die Forschung umfasst das Experimentieren mit verschiedenen Materialien, Dichten und Endanwendungen. Projekte wie Timberland Future 73 stützen sich auf diese Forschungsergebnisse und veranschaulichen völlig unterschiedliche Verwendungen dieses innovativen Strickmaterials.
Mit „Welded Loop“ erforschen Knit in Motion und das Studio Joris de Groot gemeinsam die innovative Verwendung von thermoplastischem Polyurethan (TPU) im Schuhdesign durch die Integration von Strick-, Schweiß- und 3D-Drucktechniken. Inspiriert von der Entdeckung von TPU auf der Techtextil Messe in Frankfurt, macht sich das Projekt die Vielseitigkeit und Recyclingfähigkeit des Materials zunutze. Durch die Integration von Stricken, Schweißen und 3D-Drucken will „Welded Loop“ nicht nur das Schuhdesign erneuern, sondern auch zu neuen Anwendungen und Kombinationen von Techniken in der Textil- und Materialverarbeitung inspirieren und den Weg für zukünftige Fortschritte ebnen.
„Inspiriert von der Entdeckung von TPU auf der Techtextil Messe in Frankfurt, macht sich das Projekt die Vielseitigkeit und Recyclingfähigkeit des Materials zunutze.“
Entdecken Sie KNIT IN MOTION BY SUZANNE OUDE HENGEL in der Sustainable Innovations Area im KEYHOUSE in Halle 7!
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Sustainable Innovations – Studio Joris de Groot
Um ein tieferes Verständnis für Materialien zu erlangen und bestehende Techniken innovativ zu nutze, arbeitet Designer Joris de Groot oft direkt vor Ort mit Fabriken zusammen, indem er seinen Arbeitsplatz auf deren Gelände einrichtet. Auf diese Weise kann er traditionelle Handwerkskunst mit industriellen Prozessen verbinden, was zu einzigartigen und nachhaltigen Designs führt.
Sein Projekt „2000N Pressed Shoe“ (2018) entstand aus seinem Projekt „In4nite II“ mit Freudenberg, einem Unternehmen, das sich auf Materialien für die Auto-Innenausstattung spezialisiert hat. Joris untersuchte das Potenzial von Colback®, einem Material, das in der Auto-Polsterung verwendet wird, um Schuhe herzustellen. Durch das Verstehen und Experimentieren mit dem Formgebungsverfahren, das in der Auto-Innenausstattung verwendet wird, verwandelte er Colback® in ein Modematerial. „2000N Pressed Shoe“ zeichnet sich durch die Verwendung industrieller Techniken zur Schaffung ästhetischer Details aus und zeigt die komplizierten Muster und Texturen, die durch diesen innovativen Prozess entstehen.
„Durch das Verstehen und Experimentieren mit dem Formgebungsverfahren, das in der Auto-Innenausstattung verwendet wird, verwandelte er Colback® in ein Modematerial.“
„Recyled Raincoat“ (2021) ist durch eine weitere Zusammenarbeit zwischen Joris und Dolfing Druten entstanden. Gemeinsam setzten sie sich mit dem Problem der Abfallvermeidung bei der Produktion von Regenjacken auseinander. Durch die Erforschung der Formen von Stoffresten entwickelte Joris Muster, die zu neuen Regenmänteln zusammengeschweißt werden können. Dieser Ansatz minimiert nicht nur den Abfall, sondern verwandelt auch weggeworfene Materialien in wertvolle Produkte und unterstreicht seine innovative Nutzung vorhandener Ressourcen für die Schaffung nachhaltiger Mode.
“Dieser Ansatz minimiert nicht nur den Abfall, sondern verwandelt auch weggeworfene Materialien in wertvolle Produkte und unterstreicht seine innovative Nutzung vorhandener Ressourcen für die Schaffung nachhaltiger Mode.“
Für „Weld Bag“ (2013) arbeitete Joris mit Dolfing Druten, einem Hersteller von Arbeits- und Regenkleidung, zusammen, um eine Taschenkollektion zu entwickeln. Er nutzte Hochfrequenzschweißtechniken, die normalerweise für die Herstellung von Wasserbetten und Regenbekleidung verwendet werden, um einzigartige Griffe und Formen für Taschen zu entwerfen.
“Die Fabrik ist mein Spielplatz, ich suche nach neuen Möglichkeiten mit den Werkzeugen, die ich finden kann.‘‘ – Joris de Groot
Entdecken Sie STUDIO JORIS DE GROOT in der Sustainable Innovations Area im KEYHOUSE in Halle 7!
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Sustainable Innovations – Studio Tjeerd Veenhoven
Das Studio Tjeerd Veenhoven (STV) widmet sich der Materialforschung und dem Design von Wertschöpfungsketten mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Nach seinem Abschluss an der Kunstakademie in Arnheim im Jahr 2000 wechselte Tjeerd Veenhoven vom Produktdesign zur Erforschung nachhaltiger Wertschöpfungsketten. In den letzten 15 Jahren hat er mit zahlreichen Partnern zusammengearbeitet, um innovative Lösungen für komplexe soziale Fragen, die mit der Nachhaltigkeit zusammenhängen, zu entwickeln. Er ist sich der dringenden Notwendigkeit nachhaltiger Methoden bewusst, insbesondere in der Modeindustrie.
Tjeerds „Mycelium 2D Printing“ erforscht das Potenzial von Mycelium, einem natürlichen Material, das aus Pilzen gewonnen wird und für den Wechsel hin zu einem nachhaltigeren Konsum entscheidend sein könnte. STV begann vor vier Jahren mit der Erforschung von Mycelium, wobei der Schwerpunkt auf kontrolliertem Wachstum ohne spezifische Anwendungen lag. Kürzlich haben sie einen Drucker entwickelt, der beimpfte Substrate zur Kultivierung von Mycelium in weiße Punkte setzt, die einen grafischen Myceliumdruck ergeben. Diese spekulative Forschung sieht vor, PVC-Banner bei Kulturfestivals durch mit Myzel bedruckte Leinwände zu ersetzen, die wiederverwendet und ohne Chemikalien neu bedruckt werden können.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Entwicklung von nachhaltigen Textilien aus Austernpilzmycelium. Drei Jahre lang hat STV die möglichen Anwendungen von Austernpilzabfällen untersucht und Textilien aus dünn geschnittenen Pilzbasen hergestellt. Seine Forschungen ergaben, dass das Mycelium nach der Ernte aus dem Pilzfuß weiterwachsen kann. Indem man das Material unter kontrollierten Bedingungen wieder zusammenwachsen lässt, entsteht ein einzigartiges textilähnliches Material.
“Auf unserem Weg zu einer nachhaltigen Wertschöpfungskette in der Modebranche brauchen wir wilde Ideen, die eine neue Perspektive auf Rohstoffe, Herstellung, Design und Verwendung bieten. Textilien auf Myceliumbasis sind einer der spekulativeren Wege – aber mit großem Potenzial.“ – Tjeerd Veenhoven
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Sustainable Innovations – RietGoed von Iris Veentjer
Designerin Iris Veentjer, Inhaberin von Studio i Focus, widmet sich innovativer Materialforschung und experimentellem Design, um eine regenerative Welt zu fördern. Seit 2018 entwirft sie Produkte, die das Bewusstsein für ökologische und soziale Themen schärfen. Die Niederlande sind mit einer erheblichen Bodensenkung und Treibhausgasemissionen konfrontiert, da Torfgebiete für die Viehweide entwässert werden, was zur Zersetzung von Pflanzen und Freisetzung von CO2 führt. Um dem entgegenzuwirken, werden alternative landwirtschaftliche Methoden wie der Anbau in Feuchtgebieten erforscht.
Eine Pflanzenart, die unter feuchten Bedingungen gedeiht, sind Rohrkolben, deren Anbau für Landwirte derzeit nicht rentabel ist, weshalb ihre Fasern in der Regel für minderwertige Produkte wie Dämmstoffe verwendet werden.
Iris‘ Projekt RietGoed zielt auf die Entwicklung hochwertiger Textilien aus Rohrkolben ab. Iris hat eine Maschine entwickelt, mit der die Fasern von Rohrkolben mechanisch extrahiert werden, so dass sie wie Leinen verarbeitet werden können. Dieser innovative Ansatz kann dazu beitragen, die Bodensenkung und die Emissionen zu verringern und gleichzeitig einen bio-zirkulären Produktionsprozess zu schaffen, der alle Teile der Pflanze nutzt.
Mit RietGoed möchte Iris eine breitere Öffentlichkeit zur Anwendung nachhaltiger Praktiken anregen und die Textilproduktion ausweiten.
‚‚Textilien aus Rohrkolben könnten synthetische Garne auf Erdölbasis ersetzen. Ich möchte, dass der Prozess von der Pflanze über die Faser bis zum Produkt vollständig biologisch zirkulär ist. Nach mehrfacher Wiederverwertung können die Textilien auf die Felder zurückkehren und so zur Wiederherstellung von Moorgebieten beitragen“, fasst sie zusammen.
„RietGoed kann eine Lösung für das Stickstoffproblem in Moorwiesengebieten sein. Durch die Entwässerung dieser Flächen sinkt der Boden ab und Stickstoff wird in die Luft freigesetzt. Wenn wir Rohrkolben auf Torfwiesen in wasserhaltigen Torfböden anbauen und daraus Kleidung herstellen, haben Landwirte die Möglichkeit, mit dieser neuen Kultur Geld zu verdienen.“ – Iris Veentjer
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Sustainable Innovations - Ilse Kremer
Aufgrund des intensiven Einsatzes schädlicher Chemikalien in der Modeindustrie stellen synthetische Textilfarbstoffe eine erhebliche Gefahr für Nachhaltigkeit dar. Sie tragen zur Wasserverschmutzung bei, da Farbstoffrückstände in das Abwasser von Fabriken und in Flüsse gelangen, und können bei den Menschen, die mit ihnen umgehen, sogar zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen. Darüber hinaus verbrauchen synthetische Färbeverfahren viel Wasser und Energie.
„Fabulous Fungi setzt Pilze ein, um nachhaltige und sichere Textilfarbstoffe herzustellen. Pilze nutzen biochemische Prozesse zur Herstellung von Pigmenten, wodurch sich die Auswirkungen von auf fossilen Rohstoffen basierenden Wärme- und Extraktionsprozessen unterscheiden.“
Ilse Kremer, das Mastermind hinter ‚‚Fabulous Fungi“, geht diese Probleme an, indem sie Pilze nutzt, um nachhaltige Textilfarben herzustellen. ‚‚Pilze nutzen biochemische Prozesse zur Herstellung von Pigmenten, was bedeutet, dass sie andere Auswirkungen haben als fossile Hitze- und Extraktionsprozesse“, erklärt Ilse. Bei diesem Ansatz werden keine schädlichen Chemikalien verwendet und es wird viel weniger Wasser benötigt. Die Pilzpigmente, die die Grundlage für diese Textilfarben bilden, sind biologisch abbaubar, so dass Reste im Abwasser keine Wasserquellen verschmutzen. Außerdem sind sie sowohl für die Arbeiter, die mit ihnen arbeiten, als auch für die Verbraucher, die die gefärbten Kleidungsstücke tragen, völlig ungefährlich, so dass damit verbundene Gesundheitsrisiken ausgeschlossen sind.
Pilzfarbstoffe bieten somit zahlreiche Vorteile gegenüber synthetischen Farbstoffen und anderen Alternativen und stellen eine vielversprechende Lösung für die ökologischen und gesundheitlichen Herausforderungen dar, die mit herkömmlichen Textilfärbemethoden verbunden sind.
Entdecken Sie FABULOUS FUNGI VON ILSE KREMER in der Sustainable Innovations Area im KEYHOUSE in Halle 7!
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Sustainable Innovations - Biotexfuture
BIOTEXFUTURE ist eine Innovationsinitiative, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen und der adidas AG gefördert wird. Sie zielt darauf ab, die Textilindustrie von erdölbasierten auf biobasierte Materialien umzustellen und damit Nachhaltigkeit und Bioökonomie zu fördern. Durch die Zusammenarbeit mit Industrie- und Forschungspartnern unterstützt BIOTEXFUTURE die Entwicklung von biobasierten Textilien durch verschiedene Projekte und Innovationsräume. Die Initiative konzentriert sich auf die Schaffung nachhaltiger Rohstoffe, die Förderung der Biopolymertechnologie und die Ermöglichung eines gesellschaftlichen Wandels hin zu umweltfreundlichen Textillösungen.
Das TransitionLab, vom Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen (ITA) in Zusammenarbeit mit adidas geleitet, konzentriert sich auf das große Ganze: die Schaffung einer nachhaltigen, biobasierten Textilindustrie. Darunter fälllt die Schaffung geschlossener Kreisläufe, in denen Materialien wiederverwendet und recycelt werden können, wodurch Abfälle reduziert und die Ressourceneffizienz gefördert werden. Eines der Hauptziele ist die Verbesserung der Umweltverträglichkeit von Textilien durch die Entwicklung biobasierter Materialien, die in verschiedenen Anwendungen wie technischen Textilien, im Automobilbereich, für Bekleidung und Heimtextilien eingesetzt werden können.
Das LightLining-Projekt in Zusammenarbeit mit adidas zielt darauf ab, nachhaltige, isolierende Textilien zu entwickeln, die vollständig aus Aerogelfasern bestehen. Im Mittelpunkt des Projekts stehen Cellulose-Aerogel-Textilien, die im Gegensatz zu herkömmlichen, starren Aerogel-Produkten sowohl flexibel als auch hoch isolierend sind. Diese Textilien kombinieren die Vorteile von Aerogelen, wie geringes Gewicht und hervorragende Wärmedämmung, mit der Flexibilität und Verarbeitbarkeit herkömmlicher Textilien. Dieser innovative Ansatz verspricht eine kostengünstige und skalierbare Lösung für energieeffiziente Anwendungen.
Fungal Fibers ist ein weiteres Kooperationsprojekt zwischen dem ITA und adidas, das auf die Entwicklung nachhaltiger Textillösungen unter Verwendung von aus Pilzen gewonnenen Materialien abzielt. Dieses innovative Projekt erforscht die Verwendung von Pilzfasern als erneuerbare, biobasierte Alternative zu herkömmlichen synthetischen Fasern in der Textilindustrie. Pilzfasern bieten mehrere Umweltvorteile, wie z. B. die biologische Abbaubarkeit und die geringere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Das Projekt konzentriert sich auf die Optimierung des Produktionsprozesses von Pilzfasern, um sicherzustellen, dass sie die Leistungsstandards erfüllen, die für verschiedene Textilanwendungen erforderlich sind.
BioTurf ist ein nachhaltiger Kunstrasen der nächsten Generation, der aus biobasierten Polymeren hergestellt wird. Herkömmlicher Hybridrasen, wie er bei internationalen Turnieren wie der Fußball-Europameisterschaft 2024 verwendet wird, kombiniert natürliche und synthetische Fasern, was aufgrund der intensiven Pflege und schwierigen Entsorgung nicht umweltverträglich ist. BioTurf kann die CO2-Emissionen und die Wasserverschmutzung erheblich reduzieren, da es biologisch abbaubare Pilzpigmente zur Färbung verwendet und keine schädlichen Chemikalien benötigt, was es zu einer umweltfreundlichen und dauerhaften Alternative für Sportplätze macht. Thermobonding, die neue Methode, die bei der Entwicklung von BioTurf zum Einsatz kommt, vermeidet die energieintensive Latexunterlage und macht ihn nahezu vollständig recycelbar. BioTurf erfüllt nicht nur die FIFA-Normen, sondern unterstützt auch die Kreislaufwirtschaft durch die Verwendung von landwirtschaftlichen Non-Food-Abfällen, um eine nachhaltigere Zukunft der Sportinfrastruktur zu fördern.
‚‚Diesmal verwandeln wir die Messe in ein reales Labor und laden alle Besucher ein, uns bei unseren Forschungsaktivitäten zu unterstützen. Neu entwickelte Produkte haben das Potenzial, sich unmittelbar auf unseren Alltag auszuwirken – deshalb sollten die Menschen und ihre Bedürfnisse frühzeitig in die Forschung einbezogen werden.“ – Nicole Espey, Veranstaltungs- und Stakeholdermanagement ITA – Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen University
BioTurf
FungalFibers
TransitionLab
LightLining
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The Warp Of Symbiogenesis - Sustainable Innovations
Im Universum von „The Warp of Symbiogenesis” entfaltet sich eine Sammlung von gewebten Stoffen, die das Verständnis für die komplizierten Verbindungen zwischen den Organismen der Erde fördern sollen. Diese Stoffe erzählen fünf Geschichten von unsichtbaren Verbindungen, von Kooperation, Ausbeutung und Wettbewerb zwischen Pilzen, Flechten, Korallen und Pflanzen. Jede symbiotische Beziehung inspiriert ein eigenes Webmuster, das die einzigartigen Interaktionen zwischen zwei Arten symbolisiert. Die aus in Europa hergestellten Naturfasern gefertigte Textilkollektion lädt dazu ein, die Auswirkungen und die gegenseitige Abhängigkeit aller organischen Lebensformen neu zu überdenken.
Wie können wir beginnen, den Geschichten unseres Planeten zuzuhören? Indem wir im Geflecht des Lebens präsent sind, von dem wir ein Teil sind und schon immer waren. Paul Schaffer, der sich mit dem Thema Queer auseinandersetzt, ist fasziniert von den Systemen, die unser soziales Verhalten und unsere Beziehung zur Natur beeinflussen. In seiner Arbeit, die sich auf visuelle Medien und Textilien konzentriert, versucht er, die heteronormative Natur dieser Systeme zu dekonstruieren und visuell zu artikulieren. Angetrieben von tiefer Neugierde und der Liebe zur Forschung ist Schaffer stets bestrebt, Systeme auf neuartige Art und Weise zu begreifen und sensible Themen mit äußerster Sorgfalt zu behandeln.
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Honestly Hemp - Sustainable Innovations
Hanf: eine wahrhaft vielseitige Pflanze, die einst eine der wichtigsten Quellen für handgefertigte Textilien war. Heute kennen die meisten von uns sie unter den Namen „Cannabis“ oder „Marihuana“, die überwiegend negative Assoziationen hervorrufen. Die Absolventin der Design Academy Eindhoven, Natasha Amisha, wollte mit ihrem Abschlussprojekt „Honestly Hemp“ die Ursache für diese Diskrepanz untersuchen. Ihre Vision: ein komplettes Outfit aus Hanffasern zu kreieren und das Stigma, das diese Pflanze umgibt, zu beenden.
Natasha entdeckte bald, dass die Wahrnehmung der Hanfpflanze vor allem auf falschen Vorstellungen beruht und dass sie einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren Textilindustrie leisten kann. Hanf ist nicht nur eine robuste Pflanze, die unter den verschiedensten Bedingungen gedeiht, sondern benötigt auch nur wenig Wasser, gehört zu den stärksten Fasern der Natur und gewährleistet somit lange Lebenszyklen. Sie fördert die nachhaltige Landwirtschaft, da sie die Bodenqualität verbessert, und ist antibakteriell, UV-beständig und hypoallergen. Mit „Honestly Hemp“ hat sie sich vorgenommen, dieses faszinierende Naturmaterial an die Spitze der nachhaltigen Lösungen für die Zukunft der Textilindustrie zu stellen.
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BioBase - Sustainable innovations
BIOBASE, ein zentrales Projekt innerhalb des Clusters BIOTEXFUTURE, stellt nachhaltige Alternativen aus verfügbaren Ressourcen für textile Anwendungen mit wettbewerbsfähigen Kosten und Eigenschaften vor. Das übergreifende Projekt BIOTEXFUTURE unter der Leitung des Instituts für Textiltechnik der RWTH Aachen (ITA), des Lehrstuhls für Technologie- und Organisationssoziologie (STO) der RWTH Aachen und des Sportartikelherstellers adidas zielt darauf ab, die gesamte textile Wertschöpfungskette auf biobasierte Materialien umzustellen.
Hintergrund von BIOBASE ist die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen bei der Herstellung synthetischer Polymere, die ökologische, wirtschaftliche und politische Risiken birgt. Das Projekt zielt darauf ab, biobasierte Polymere in der Textilindustrie zu etablieren und ihr volles Potenzial zu demonstrieren. Schlüsselsektoren der deutschen Textilindustrie, darunter Automobil, Sportbekleidung, Innenausstattung und technische Textilien, stehen dabei im Mittelpunkt.
Im Rahmen des BIOBASE-Projekts wird die gesamte textile Wertschöpfungskette ausgewählter Produkte durchlaufen. Durch die schrittweise Erhöhung des technologischen Reifegrades von Technology Readiness Level (TRL) 4 auf TRL 6-7 wird die industrielle Produktion von biobasierten und nachhaltigen Chemiefasern vorangetrieben. Polymere, Garne und textile Flächen werden anwendungsorientiert und unter Berücksichtigung der technischen Anforderungen der Industrie entwickelt.
Die Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und Industriepartnern ermöglicht die Schaffung von industriell gefertigten Demonstratoren, die eine Leuchtturmwirkung für die deutsche Bioökonomie entfalten.
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