Die digitale 3D-Innovation: von physisch zu digital
EIN ARTIKEL VON FASHNERD FOUNDER MUCHANETA KAPFUNDE.
Während viele Geschäftsbereiche schon jahrelang in digitale Innovationen investieren, steht die Textilindustrie noch ziemlich am Anfang – aber es geht in die richtige Richtung! Angetrieben von der Notwendigkeit, die Branche in Bezug auf Design, Entwicklung und Manufacturing weiterzuentwickeln, findet ein Umdenken statt. Digitale Technologien werden mehr und mehr genutzt, um die branchenspezifischen Herausforderungen und Komplexitäten zu lösen.
Als Innovations-Enthusiastin freue ich mich, dass die 3D Digitalisierung endlich in den Mittelpunkt der Textilindustrie gerückt ist. Von der aktuellen digitalen Welle angetrieben, setzen Textilunternehmen neue Maßstäbe, um die Branche zukunftssicher zu machen. Brands überdenken ihre Abläufe und sehen immer mehr Vorteile im Übergang von physisch zu digital. Viele Unternehmen experimentieren dabei mit digitalen Textilien. Was genau bietet die digitale 3D-Technologie einer Branche, die dafür berüchtigt ist, sehr vorsichtig mit Veränderungen umzugehen?
Die Digitalisierung von Textilien, ein Innovationstreiber?
Moderne Technologien erweisen sich als einflussreiches Tool, wenn es darum geht, einen wesentlichen Beitrag zur Veränderung der Branchendynamik zu leisten. Mit dem Potenzial, Textilunternehmen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, werden auf Textilmessen immer mehr digitale 3D-Innovationen vorgestellt – meiner Meinung nach definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.
Diese Meinung hat sich dank des Besuchs verschiedener Textilmessen gebildet. Als regelmäßiger Besucher bin ich mit physischen Stoffmustern vertraut. Stellen Sie sich nun vor, ich könnte als Besucher (oder Kunde) zusammen mit dem physischen Stoffmuster auch auf die jeweilige digitale Version zugreifen. Dieses Konzept wurde im Innovation Hub KEYHOUSE der Munich Fabric Start (MFS) 2019 vorgestellt.
Auf der Münchner Textile Trade Show wurden Fabric Manufacturer vorgestellt, die neben physischen Mustern auch eine digitale Version anbieten. In Zusammenarbeit mit Digital Fabric Lab demonstrierten sie die einzelnen Schritte der Stoffdigitalisierung und wie Textilunternehmen ein realistisches Bild digitaler Stoffmuster erstellen können. Das Key Takeaway war, dass physische Muster nicht mehr die Musterlösung sein müssen. Für die Saison Spring.Summer 22, lud die MFS Besucher dazu ein, sich mit digitalen 3D-Stoffen und Trendinspirationen zu beschäftigen, die in ihrem DIGITALEN TREND SPACE präsentiert wurden.
PHYSISCHE MUSTER MÜSSEN NICHT MEHR DIE MUSTERLÖSUNG SEIN
Eine weitere digitale Plattform, die die Digitalisierung von Stoffen ermöglicht, ist Esmetex. „Wir möchten den Stoffentwicklungsprozess vereinfachen. Wir müssen nicht mehr Muster hin und her senden“, meint der Gründer von Esmetex, Victor Chao, gegenüber Apparelresources.com. Er fügt hinzu:
„Es ist für einen Designer nicht praktisch, 18.000 Stoffmuster zu durchsuchen, wenn Frontier® direkt nach den Kriterien suchen kann, an denen der Benutzer interessiert ist, und alle relevanten Stoffinformationen auf einer Seite zusammenfassen kann. Dies ist auf einem Desktop, Laptop, Tablet oder Smartphone durch Zugriff auf unsere Website oder durch Installation unserer App möglich.“
Chao ist nicht der Einzige, der der Textilindustrie helfen möchte, mit der Zeit zu gehen. Emily Croneberger, Marketing und Industry Programs Manager, Cotton Inc sagte in einem Interview:
„Die Digitalisierung der Stoffe ist unser erster Schritt, um Baumwolle digital zu etablieren.“ Sie fuhr fort: „Wir haben uns verpflichtet, eine digitale Online-Bibliothek unserer Stoffe zu erstellen, die kostenlos heruntergeladen und von Marken, Webern und Kunden verwendet werden kann. Wir planen, die Förderung und Erweiterung unserer digitalen Assets voranzutreiben.“
Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass physische Muster bald der Vergangenheit angehören, bietet die digitale Variante einige Vorteile, z.B. das Speichern aller Textildaten an einem zentralen Ort. Es ist außerdem erwähnenswert, dass Lösungen, die von digitalen Materialplattformen wie Swatchbook angeboten werden, es einfacher machen, die Authentifizierung der physischen Textilien zu überprüfen. Für diejenigen, die an Messen teilnehmen, machen diese technischen Lösungen die Suche nach passenden Materialien einfacher und hilft Textilunternehmen dabei, weniger verschwenderisch zu sein, wenn es um physische Materialproben und Muster geht.
Das Wunder der digital transformierten Materialien
Während sich die Branchen verändern, um den globalen Veränderungen gerecht zu werden, hat die Akzeptanz neu aufkommender Technologien zugenommen. Es sind diese genialen Ideen, die es der Textilindustrie ermöglicht haben, die Digitalisierung von Materialien auf die nächste Stufe zu heben. Durch die Hybridisierung der physischen mit der digitalen Welt wenden sich Textilunternehmen, die sich früher auf Messen auf physische Meetings verlassen hatten, jetzt innovativen Textiltechnologien zu, um ihre Stoffe während der globalen Pandemie digital zu zeigen. Eine dieser Lösungen ist der Scanatic™ Nuno Fabric Scanner von tg3ds.
Das tg3ds Studio versorgt die Textilindustrie mit digitalen Innovationen: Das Studio verwendet eine intelligente Bildverarbeitungs-Lösung, um die 3D-Texturen und -Eigenschaften von Stoffen auf kleinstem digitalem Raum zu erfassen. Ein weiterer Lösungsanbieter ist Twinbru, die einen Industriestandard gesetzt haben, der es ermöglicht, digitale Stoffe in allen virtuellen Umgebungen wie AR, VR und sogar im Spieledesign zu verwenden.
Bereit für grenzenlose Möglichkeiten?
Wenn die Welt der „digitalen Tools“ mit einer der ältesten globalen Branchen verschmilzt, wissen Sie, dass es Zeit ist, aufmerksam zu werden. Es ist an der Zeit, dass Textilunternehmen, Bekleidungshersteller und Brands veraltete Methoden hinter sich lassen und Ihr Produkt digital veranschaulichen. Beispielsweise mithilfe von Unternehmen wie CLO Virtual Fashion, die drapierungsempfindliche Stoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften präzise von physisch auf digital übersetzen können, mehr dazu hier. Ja, die Technologie kann natürlich noch immer das komplexe Verhalten von Materialien nicht perfekt nachahmen, aber nur so entstehen Innovationen wie der digitale Plan B mithilfe von 3D.
Warum also die digitale Transformation annehmen? Wenn Sie schneller, relevanter und kostengünstiger werden möchten, ist es jetzt an der Zeit, alle Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen. Ja, einige mögen argumentieren, dass die Technologie nicht industrietauglich genug ist, um physische Muster durch virtuelle zu ersetzen, aber wir sind uns alle einig, dass eine neue Textilindustrie entsteht, und es ist definitiv sinnvoll, ein Teil dieser Bewegung zu sein.
ÜBER DIE AUTORIN
Muchaneta ist Gründerin und Chefredakteurin von FashNerd.com und arbeitet seit über 14 Jahren in der Modebranche. Sie gilt als eine der führenden Influencern in dem Bereich Wearable Technologies und die Fusion von Mode und Technologie. Weitere Artikel von Machaneta auf unserem M/UNIQUE Blog finden Sie hier.
Muchaneta Kapfunde | editor@fashnerd.com